Bettler fragt Unternehmer nach Kleingeld – was er stattdessen erhält, verändert alles

Am 5. Juli teilte James ein auf den ersten Blick unscheinbares Bild auf Facebook, das ihn schon bald zum Gespräch der Stadt machte. Darauf war er mit dem 25-jährigen Ryan zu sehen, der zufrieden in die Kamera lachte.

Was auf den ersten Blick aussieht, wie ein Selfie zweier guter Kumpels, ist in Wahrheit Zeugnis einer beinahe schicksalsreichen Begegnung. James und Ryan kannten sich nicht, denn sie lebten in grundverschiedenen Welten. Einer ist Unternehmer – der andere obdachlos.

Als sich ihre Pfade kreuzten, wollte Ryan wie so oft sein Glück versuchen.

James ging an mir vorbei, also bat ich ihn um etwas Kleingeld,“ so der 25-Jährige im Gespräch mit der BBC. „Er hielt an und kam mir vor wie ein richtig netter Typ.

Wir unterhielten uns eine Weile, dann meinte er, er hätte eine Firma und könnte mir einen Job anbieten – ich konnte es nicht glauben.

Ein kurzes Bewerbungsgespräch

James, der ein Beschichtungsunternehmen in der Stadt besitzt, hatte kurz vor der Begegnung seinen Hochzeitstag gefeiert.

Ich sah Ryans breites Lächeln, und wir kamen ins Gespräch,“ meinte der Geschäftsmann zu BBC News.

Wenn dir eine Stelle angeboten würde, würdest du sie nehmen?“ fragte James den jungen Mann. „Zu 100%,“ war Ryans Antwort.

James nannte Ort und Zeit, und die beiden Männer reichten sich die Hände. Er hatte um Kleingeld gebettelt – nun hatte Ryan einen Job in James‘ Fabrik.

Medienrummel

Der Geschäftsmann beschrieb seine wundersame Begegnung auf Facebook, wo die Geste nicht lange unentdeckt blieb.

Ich loggte mich am Freitag bei Facebook ein, und da waren hunderte Benachrichtigungen und tausende Freundschaftsanfragen – ich konnte es nicht glauben,“ meinte James zu BBC News.

Die Geschichte einer zweiten Chance sorgte für Aufruhr im Netz. „Ich drücke die Daumen, dass er diese Chance wahrnimmt,“ schrieb ein Facebook-Nutzer. Andere priesen James für seine Offenheit gegenüber eines Menschen, den viele Unternehmer nicht einmal eines Blickes gewürdigt hätten.

Unter jenen, die sich meldeten, befand sich auch Ryans Tante. Sie gab James eine Telefonnummer, unter der er ihren Neffen erreichen konnte. Per Anruf bestätigte er noch einmal die Zeit: Montagmorgen sollte Ryan in seiner Fabrik anfangen. Ein örtlicher Milchmann, der seinen Beitrag gesehen hatte, erklärte sich sogar bereit dazu, den jungen Mann abzuholen und zu seinem ersten Arbeitstag zu chauffieren.

Doch dazu sollte es nicht kommen.

Euphorie schlägt in Enttäuschung um

Am Sonntag konnte James seinen neuen Schützling plötzlich nicht mehr erreichen. Als der Milchmann am nächsten Morgen um 6:30 Uhr am vereinbarten Ort erschien, fehlte jede Spur von Ryan.

Ich bin unglaublich enttäuscht, um ehrlich zu sein,“ schrieb James. Seine Freunde auf Facebook stimmten zu.

Doch der Geschäftsmann sollte sein Entgegenkommen keinesfalls bereuen. Wie sich herausstellte, hatte Ryan einen dringlichen Termin mit der Wohnungshilfe wahrnehmen müssen – und kein Geld mehr auf dem Handy, um seinen neuen Chef in Kenntnis zu setzen.

Am nächsten Tag tauchte er zur verabredeten Zeit auf, und sein erster Arbeitstag verlief ihm zufolge hervorragend.

Nach dem Facebook-Beitrag, der große Wellen schlug, boten neben dem freundlichen Milchmann noch viele andere Menschen ihre Hilfe an. James hat mittlerweile ein Spendenkonto eingerichtet, mit dem er Ryan bei der Wohnungssuche helfen möchte.

Der könnte glücklicher kaum sein: „Ich bin James so dankbar. Ich liebe meinen Job und alle haben so sehr dafür gesorgt, dass ich mich wohlfühle. Wir sind wie eine große, glückliche Familie.“

Das Leben des jungen Ryan hat sich um 180 Grad gewendet. Er war pleite, allein, arbeits- und obdachlos – nun hat er endlich wieder eine Perspektive für die Zukunft und Menschen, die sich um ihm kümmern. Und das nur, weil James hinter die Oberfläche sah und erkannte, dass ein Mensch mehr ist, als seine derzeitige Lebenssituation.

Teilt diese unglaubliche Geschichte, wenn ihr euch eine Welt wünscht, in der jeder eine zweite Chance erhält.

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