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Beziehung zum Kind ist zu eng: Jugendamt nimmt alleinerziehenden Müttern ihren Nachwuchs weg

Laut neusten Statistiken lebt jedes fünfte Kind in Deutschland nur mit Mutter oder Vater zusammen, neun von zehn Kindern kommen dabei bei der Mutter unter.

Zahlen, die eindeutig aussagen, dass viele Mütter in Deutschland bei der Erziehung des Kindes auf sich allein gestellt sind und daher wohl eine enge Bindung zu ihrem Nachwuchs aufbauen.

Trotzdem schreitet das Jugendamt bei vielen Familien ein und trennt die Mutter von ihrem Kind, wie der Focus berichtet, oft ohne triftigen Grund.

Dass die Kinder dabei, im Heim und getrennt von der Mutter, bei ihrer Entwicklung und dem weiteren Leben beeinflusst werden, sollte jedem klar sein.

Trotzdem kommt es aber erschreckenderweise immer wieder vor, dass das Jugendamt ohne vorherige Warnungen einschreitet und die Familien auseinanderreißt.

Alleinerziehend und weiblich

Das hat Wolfang Hammer, Soziologe und Experte im Jugendhilfewesen, er war Koordinator der Bundesländer für den Bereich Kinder- und Jugendpolitik, anhand 42 Fälle in Deutschland festgestellt.

Er hatte zwar die Auswahl von 167 Fällen, doch bei den ausgewählten 42 Fällen hatte er Einsicht in wichtige Unterlagen wie hilfebegründete Berichte, Hilfeplan-Protokolle, begleitende Korrespondenz der Jugendämter mit den Betroffenen und den Gerichten, sowie Gutachten und Gerichtsbeschlüsse.

Dabei fiel ihm auf, dass alle Betroffenen alleinerziehend und weiblich sind, genauer gesagt 39 Mütter und drei Großmütter.

All diesen Frauen wurde das Kind aus folgendem Grund abgenommen: Die Mutter-Kind-Beziehung war angeblich zu eng.

Laut Sozialgesetzbuch (SGB) sind Jugendämter verpflichtet und berechtigt, Kinder und Jugendliche in Obhut zu nehmen, „wenn eine dringende Gefahr für das Wohl des Kindes oder des Jugendlichen besteht und a) die Personensorgeberechtigten nicht widersprechen oder b) eine familiengerichtliche Entscheidung nicht rechtzeitig eingeholt werden kann“.

Festgehalten ist das in § 42 des SGB VIII.

Bei den von Hammer untersuchten Fällen bestand aber bei keinem der 42 Fälle eine „dringende Gefahr für das Wohl des Kindes“.

Laut des Soziologen lag das genaue Gegenteil vor:

„Es gab in keinem Fall vorher Meldungen an das Jugendamt durch Dritte mit Hinweisen auf eine Kindeswohlgefährdung.“

Die Mütter und Großmütter hatten sich lediglich freiwillig an das Jugendamt gewandt, um etwa Unterstützung bei der Unterhaltsforderungen bzw. Transferleistungen (Kindergeld, Wohnungsgeld) oder Ferien mit dem Kind, Mutter-Kind-Kuren, Kosten von Schulausflügen, Nachhilfe, Schulbedarf oder ähnlichem zu erbeten.

Hammer merkte an:

„Keine der Mütter äußerte, dass sie mit der Erziehung ihres Kindes so überfordert sei, dass sie sich nicht mehr in der Lage sah, ihr Kind zu erziehen und zu versorgen.“

Keine Hilfe von Jugendämtern

Die Jugendämter halfen in diesen Fällen aber nicht, sondern unterstellten eine zu enge oder zu belastete Mutter-Kind-Beziehung, 31 Müttern wurde sogar eine ambulante Erziehungshilfe nahegelegt.

In allen 42 Fällen wurden die Familien schlussendlich getrennt.

Zwar äußerten sich die Erziehungsberatungsstellen in einigen Fällen gegen eine Trennung, doch die Jugendämter widersetzten sich dieser Empfehlung und stützten sich als Grund auf Hausbesuche und Einschätzungen Dritter. Dazu gehören Nachbarn, Ex-Partner und Großeltern, die die betroffenen Mütter stark belasteten.

Zwar haben die Jugendämter wohl zum Wohle der Kinder gehandelt, doch der Schaden aufgrund solcher Trennungen ist oftmals groß. Dazu gehören etwa Wesensveränderungen, aggressives Verhalten, Essstörungen und auch Selbstmorddrohungen sind keine Seltenheit.

Weil Jugendämter bei Versäumnissen, sollte ein Kind nicht rechtzeitig aus einer Familie genommen sein und sogar ums Leben kommen, öffentlich an den Pranger gestellt werden, greifen sie so früh wie möglich ein.

Die vom Soziologen Hammer untersuchten Fälle sind zwar nicht repräsentativ, allerdings zeigen diese ein gewisses Muster und sind alarmierend.

Deswegen hofft er, dass Deutschland und die Politik wachgerüttelt und dadurch mehr unabhängige Beratungsstellen in den Kommunen gebaut werden.

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