Quelle: Ausschnitt der Anzeige in der FAZ // 360b/Shutterstock

Italiener erinnern Deutschland an Weltkriegsschulden: Politiker fordern mehr Hilfe in Corona-Krise

Deutschland: Die Corona-Krise trifft nahezu ganz Europa. Besonders Italien, Spanien und manche Regionen in Frankreich sind besonders schwer von der Pandemie betroffen.

Täglich sterben dort Hunderte an Folgen des Coronavirus.

In Zeiten wie diesen benötigt es Zusammenhalt und Solidarität. Dies ist auch den Bundesländern klar, wieso sie beschlossen, Notfallpatienten aus den Krisengebieten in deutschen Kliniken aufzunehmen.

In der EU wird außerdem über eine finanzielle Hilfe diskutiert. Eine gemeinsame Schuldenaufnahme (Eurobonds) wird von vielen Ländern befürwortet.

Deutschland ist zwar für eine gemeinsame Lösung der wirtschaftlichen Krisen, doch lehnte die Eurobonds bisher ab. Dafür kauften italienische Politiker eine Anzeige in der renommierten Tageszeitung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Darin erinnern sie Deutschland an ihre Weltkriegsschulden und hoffen so, mehr Hilfe in der Corona-Krise zu bekommen.

Ausschnitt der Anzeige in der FAZ

Politiker fordern mehr Hilfe in Corona-Krise

Neben Deutschland lehnten Österreich, Finnland und besonders vehement auch die Niederlande die geplanten gemeinsamen Schuldenaufnahmen der EU ab.

Italien gemeinsam mit der Unterstützung von Frankreich und Spanien, will die Eurobonds unbedingt durchsetzen.

Um den öffentlichen Druck auf Deutschland um Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu erhöhen, haben sich italienische Politiker und Bürgermeister zusammengetan, um einen Brief in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Anzeige zu schalten.

„Liebe deutsche Freunde,“ – So beginnt der Brief, in dem die Politiker nicht nur an die deutsche Solidarität appellieren, sondern auch die Niederlande für ihre strikte Haltung scharf kritisieren.

Carlo Calenda, italienischer Europaabgeordneter, ist einer der Initiatoren des Briefs. Die italienische Fassung teilte er auf Twitter und erklärte dabei, man will Deutschland „erinnern, wie sich ein großes Land in einem Notfall verhalten sollte“.

Italiener erinnern Deutschland an Weltkriegsschulden

Um zu verdeutlichen, warum sie Deutschland auch in einer Art Bringschuld sehen, erinnerten die Politiker an den zweiten Weltkrieg.

Im Londoner Schuldenabkommen von 1953 halbierten 21 Länder Deutschlands Weltkriegsschulden und stundeten den Rest.

Die Italiener sind „noch heute stolz und überzeugt von der Richtigkeit der damaligen Entscheidung.“

Deswegen wollen sie mit dieser Erinnerung nun auf einen ähnlichen Akt drängen:

„Liebe deutsche Freunde, die Erinnerung hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

Obwohl mittlerweile bereits 73 Betten auf deutschen Intensivstationen für italienische Notfallpatienten zur Verfügung stehen, wird Deutschland in manchen Regionen Italiens kritisiert.

Doch auf Twitter zeigt sich, dass nicht alle Italiener dem Brief zustimmen. Sie fragen die Initiatoren eher, ob sie keine Angst haben, damit nun das Gegenteil zu erreichen. Außerdem stelle man Italien als Gut und die Niederlande als Böse hin.

Aus Italien gilt allerdings die Befürchtung einer Staatspleite, die nur durch die Eurobonds verhindert werden könne.

Ohne Deutschland „können wir keinen Kompromiss finden“, erklärt EU-Wirtschaftskommissar und ehemaliger italienischer Ministerpräsident, Paolo Gentiloni.

Solidarität ist das wichtigste Gut in dieser schweren Zeit. Und wir stehen zu unseren italienischen Freunden und wollen so gut es geht helfen.

Ist dieser Brief und die Erinnerung an die Weltkriegsschulden wirklich der richtige Weg?

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