Für uns gehört es zur Normalität, in den Supermarkt um die Ecke zu gehen und täglich frisches Obst oder Gemüse in den Regalen zu finden.
Selten macht man sich darüber Gedanken, was für Arbeit dahinter steckt und wie viel die Landwirte und Landwirtinnen arbeiten müssen, damit wir ganzjährig eine so große Auswahl haben.
Gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr Beschränkungen und Einschränkungen für die Landwirte, weswegen sie am heutigen Tag auf die Straße gehen wollen, um gegen die ihrer Meinung nach falsche Agrarpolitik zu demonstrieren.
Die Tagesschau berichtete darüber, dass in vielen deutschen Städten tausende Demonstranten erwartet werden, insbesondere in Bonn.
Dort sollen 10.000 Bauern und Bäuerinnen ihrem Protest Ausdruck verleihen. Grund für die hohe Anzahl ist, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium sich in der Stadt in Nordrhein-Westfalen niedergelassen hat.
„Land schafft Verbindung“
Durch die Initiative „Land schafft Verbindung“ haben sich in den vergangenen Wochen mehrere zehntausend Landwirte zusammengeschlossen und planen neben Bonn noch in 16 weiteren Städten gegen die Agrarpolitik zu demonstrieren.
Diese Initiative hat sich ohne Hilfe von Verbänden und größtenteils in den sozialen Medien gebildet.
Im Mittelpunkt der Proteste steht das Agrarpaket der Bundesregierung. Dieses wurde von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) Anfang September vorgestellt.
Das Aktionsbündnis bezeichnet es als „ideologisch anmutend“, weil unter anderem der Unkrautvernichter Glyphosat eingeschränkt werden soll.
Daneben ist geplant, dass es mehr Geld für den Umwelt- und Klimaschutz geben soll, sowie ein Tierschutzlabel und ein Aktionsprogramm für den Insektenschutz.
Das Aktionsbündnis hat die Sorge, dass durch das Agrarpaket bäuerliche Familienbetriebe gefährdet werden.
Kritisiert wird außerdem eine Verschärfung der Düngeverordnung, weil diese mehr schade als nütze.
Landwirte fühlen sich außerdem als „Buhmann der Politik“ und vieler Nichtregierungsorganisationen. Die Initiative schreibt, dass „Diskriminierung, Benachteiligung und Mobbing von Angehörigen gehören zur Tagesordnung“ und weist deswegen darauf hin: „Wir sind keine Tierschänder und Umweltverschmutzer“.
Umweltverbände kritisieren immer wieder, dass Landwirte die Augen vor dem Insektensterben oder der Nitratbelastung verschließen und nicht an Lösungen arbeiten.
Für Ansgar Becker vor der Sandfort, einem Bauern in dritter Generation im südlichen Münsterland, ist Wertschätzung ein großes Thema:
„Wir werden als Landwirte für sehr viel verantwortlich gemacht.
Gerade ich als Landwirt habe ja ein großes Interesse, Insektensterben zu verhindern, da sie ja auch enorm wichtig für die Bestäubung von Pflanzen sind.“
Weiter berichtet der Landwirt, dass viele Regeln ihm das Arbeiten zunehmend schwerer machen:
„So viele Regelungen und Vorgaben kann man sich nicht leisten.“
Unverständliche Entscheidungen
Eine Vorgabe sei etwa für Spaltböden, also den Boden für Ställen, wodurch die Situation für die dort lebenden Tiere schlechter geworden sei.
„So etwas kann ich nicht verstehen.“
Den Frust der Landwirte kann Prof. Dr. Alfons Balman vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien verstehen. In den letzten Jahren sei politisch gesehen zu wenig passiert.
„Viele der aktuellen Politikvorschläge stellen Landwirte vor Probleme, ohne dass es wirklich Besserungen gibt.“
Daher sind die heute angesetzten Proteste wohl nicht verwunderlich für die Politik.
Man darf gespannt sein, ob die Demonstrationen bei den zuständigen Politikern Gehör finden und es zu Änderungen in der Agrarpolitik kommt.
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