Leere Kitas, Millionen an Zuschüssen: Was ein YouTuber aufdeckte

Ein 43-minütiges YouTube-Video hat in den USA für mächtig Wirbel gesorgt. Der konservative YouTuber Nick Shirley besuchte Ende Dezember 2025 mehrere Kindertagesstätten in Minnesota – und was seine Kamera einfing, schockiert.

Leere Gebäude, verschlossene Türen, kaum Anzeichen von Kindern. Und trotzdem sollen diese Einrichtungen über Jahre hinweg Millionen an staatlichen Zuschüssen kassiert haben.

Das Video ging viral und erreichte über 100 Millionen Views auf X, während parallel dazu FBI und Heimatschutzministerium ihre Ermittlungen in Minnesota hochfuhren.

Was hat Shirley eigentlich gefunden?

In seinem Video besuchte Shirley gemeinsam mit einem Rechercheur namens „Dave“ insgesamt acht Kindertagesstätten in Minneapolis. Die wohl bekannteste Szene: Ein Gebäude mit dem falsch geschriebenen Schild „Quality Learing Center“ – „Learning“ wurde hier zu „Learing“.

Laut staatlichen Daten soll diese Einrichtung allein rund 4 Millionen Dollar an öffentlichen Geldern erhalten haben, für die Betreuung von bis zu 99 Kindern.

Doch als Shirley und sein Kollege klingelten, war niemand da. Stattdessen rief eine Frau wiederholt: „Macht nicht auf, das ist ICE!“ – in der Annahme, die beiden seien von der Einwanderungsbehörde. Ähnliche Szenen spielten sich an mehreren anderen Standorten ab.

Shirleys Recherche basierte auf öffentlich zugänglichen Daten des Minnesota Child Care Assistance Program (CCAP), einem staatlich finanzierten Programm zur Unterstützung von Familien bei den Kinderbetreuungskosten.

Die offizielle Reaktion: Zwischen Skepsis und Ermittlungen

Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Tikki Brown, Kommissarin des Minnesota Department of Children, Youth, and Families, nahm das Video ernst, äußerte aber auch Bedenken über die Methoden.

Ihr Team habe alle im Video gezeigten Einrichtungen in den letzten sechs Monaten inspiziert – bei diesen Besuchen seien Kinder anwesend gewesen, und es sei kein Betrug festgestellt worden.

Allerdings bestätigte Brown auch, dass das „Quality Learning Center“ tatsächlich in der Woche vor dem Video dauerhaft geschlossen wurde. Aber als ein lokaler Fernsehsender dort vorbeischaute, hätten Eltern gerade Dutzende Kinder abgeholt und behauptet, die Einrichtung sei noch in Betrieb.

FBI-Direktor Kash Patel meldete sich ebenfalls zu Wort und versicherte, dass die Behörden bereits vor dem Video „massiv Ressourcen“ nach Minnesota geschickt hätten. Das FBI gehe davon aus, dass dies „nur die Spitze eines sehr großen Eisbergs“ sei.

Der größere Kontext: Minnesota und das Betrugs-Problem

Das Video kommt nicht aus dem Nichts. Minnesota kämpft seit Jahren mit massiven Betrugsvorwürfen im Sozialwesen. Der bekannteste Fall: „Feeding Our Future“, ein angebliches Ernährungsprogramm für Kinder, bei dem laut Bundesstaatsanwaltschaft etwa 250 Millionen Dollar veruntreut wurden – statt Kindern Mahlzeiten zu bieten, finanzierten die Verantwortlichen damit ihre eigenen Luxuslifestyles.

Bisher gab es 78 Verhaftungen in diesem Fall. Die Mehrheit davon sind somalischstämmige Amerikaner, wobei die Hauptangeklagte Aimee Bock keine somalischen Wurzeln hat. Insgesamt gab es laut Generalstaatsanwältin Pam Bondi 98 Anklagen, davon hatten 85 Personen eine somalische Abstammung. Es gab bereits 60 Verurteilungen.

Erste Staatsanwälte schätzen, dass von 18 Milliarden Dollar an Bundesmitteln, die seit 2018 nach Minnesota flossen, möglicherweise die Hälfte oder mehr durch Betrug gestohlen wurde.

Größte somalische Bevölkerung

Die Kontroverse hat auch eine heikle gesellschaftliche Dimension. Minnesota hat die größte somalische Bevölkerung in den USA.

In Washington State, wo ebenfalls viele Somalier leben, kam es zu einem Treffen zwischen Gouverneur Bob Ferguson und Community-Vertretern. Abdi Jama, ein somalischer Community-Leader, bezeichnete die Vorfälle in Minnesota als „isolierte Einzelfälle“ und kritisierte, dass eine ganze Gemeinschaft unter Generalverdacht gestellt werde.

Gouverneur Tim Walz‘ Büro verteidigte sich gegen Vorwürfe, jahrelang weggeschaut zu haben, und verwies auf verschärfte Kontrollen und Ermittlungen, die bereits vor dem viralen Video eingeleitet wurden.

Was bleibt?

Stand jetzt ist klar: Es gibt tatsächlich massive Betrugsprobleme in Minnesota,. Was das virale Video von Nick Shirley angeht, haben die Behörden bisher jedoch keinen konkreten Betrug in den gezeigten Einrichtungen bestätigt.

Die Homeland Security führt derzeit umfangreiche Vor-Ort-Untersuchungen durch, und weitere Anklagen sollen folgen.

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