Vor etwa vier Jahren, als Ibrahima Ndiaye und seine Frau ein Baby erwarteten, gab es keinen Anlass, an einer normalen Schwangerschaft zu zweifeln. Sie hatten vor der Geburt vier unabhängig voneinander durchgeführte Scans und auf keinem waren Sonderbarkeiten zu erkennen. Als seine Frau 2016 dann aber siamesische Zwillinge, Marieme und Ndeye, zur Welt brachte, war der Vater „völlig geschockt“.
Zusätzlich dazu stand auch die Frage im Raum, ob die beiden überhaupt überleben würden, denn die Ärzte gaben ihnen nur wenige Tage zu leben. Doch Ibrahima gab seine Mädchen nicht auf und brachte sie aus Dakar, Senegal nach England, um für seine Familie zu kämpfen.
Seitdem sind vier Jahre vergangen und man sieht, dass die Familie um Ibrahima, seiner Frau und die vierjährigen Mädchen wie jede andere ist. Die beiden kommen nun in die Vorschule und freunden sich mit anderen Kindern an.
„Schaut man in die Vergangenheit, war das ein unerreichbarer Traum“, sagte der Vater gegenüber BBC. „Von jetzt an wird alles weitere ein Bonus sein. Mein Herz und meine Seele schreien ganz laut „Kommt schon! Los Mädchen! Überrascht mich noch mehr!““
Marieme und Ndeye haben zwei getrennte Herzen und Wirbelsäulen, sie teilen aber eine Leber, Blase und ein Verdauungssystem. Wenn sie größer werden, werden sie auch weitere Meilensteine miteinander teilen, die zuvor noch unmöglich für sie schienen. Wie etwa stehen, was für die beiden eine „Herkulesaufgabe“ sein wird, wie Ibrahima mitteilte.
Die Rektorin der Schule, Helen Borley, verriet, dass es Marieme und Ndeye seit dem Schulstart im September gut gehe und fügte hinzu: „Kinder sagen entweder „Ich bin Mariemes Freundin“ oder „Ich bin Ndeyes Freundin“ – sie sagen nicht „Ich bin eine Freundin der Zwillinge“. Kinder sehen sich selbst als Freund eines Menschen – denn die Mädchen haben sehr verschiedene Charakterzüge. Sie lachen viel – was immer ein gutes Zeichen ist, oder? Jedes Kind, das viel lacht, ist ein glückliches Kind.“
Davon abgesehen, dass sie siamesische Zwillinge sind, sind sie ganz normale Zwillinge wie andere auch, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. „Ndeye ist die lebhaftere, sie mag Aufmerksamkeit und Marieme ist eher die ruhigere – in sich gekehrt und nachdenklich. Ndeye ist Feuer und Marieme Eis“, sagte der Vater der Zwillinge gegenüber The Guardian.
Ibrahima musste über die Jahre vieles opfern, wie etwa in ein anderes Land ziehen, damit die Mädchen die benötigte Behandlung bekamen. Vor kurzem sagte er: „Ich brauche all meine Energie, um mich um meine Mädchen zu kümmern und sie glücklich zu machen. Ich weiß, dass irgendwann die Zeit kommen wird und sie gehen müssen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt kämpfen sie – und sie geben mir auch einen Grund zu leben. Sie sind meine Inspiration, ich widme ihnen alles. Ich werde sie nie alleine lassen. Ich muss wissen, dass ich ihnen alles gegeben habe, was ich konnte. Ich bin ein glücklicher Mann, da ich Teil ihrer Reise sein kann. Wir sind noch mittendrin. Ich weiß nur nicht, wie sie enden wird.“
Im Jahr 2019 schlugen Ärzte eine Operation vor, die beiden Mädchen zu trennen, sahen dann aber, dass ihr Kreislaufsystem näher sind, als sie dachten. Auch wenn das bedeutet, dass Marieme und Ndeye ohne einander nicht überleben können und keine unabhängigen Leben haben werden, freuen sich die Mädchen über ihre kleinen Erfolge, wie stehen, spielen und mit anderen Kindern in ihrem Alter agieren. Das mit anzusehen motiviert Ibrahima, auch wenn die Zukunft der Mädchen ungewiss ist.
Gegenüber der BBC sagte der Vater: „Sie sind meine Kriegerinnen. Sie haben bewiesen, dass sie niemals ohne Kampf aufgeben werden. Es ist noch nicht vorbei.“
Wenn du die Familie unterstützen willst, hast du auf folgender Spendenseite die Möglichkeit dazu:
https://www.justgiving.com/crowdfunding/ibrahima-ndiaye
Wir wünschen der Familie und den Zwillingen alles Gute für die Zukunft.