Vor dem Landgericht Hildesheim (Niedersachsen) wird ab heute ein Fall verhandelt, der in unmittelbarer Verbindung zur Corona-Pandemie steht.
Genauer gesagt mit den Bestimmungen rund um den Lockdown, die viele Familien an den Rand der Verzweiflung brachten und viele weitere leider auch noch weiter.
Wie n-tv berichtete, muss sich vor dem Gericht nämlich eine 60-jährige Mutter verantworten, die ihren siebenjährigen Sohn fast umgebracht hat.
Ihr wird vorgeworfen, dass sie den Jungen im Zuge des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 schwer misshandelt haben soll.
Mutter gab dem Sohn zu wenig zu essen
Die 60-jährige Frau soll dem Kind etwa nicht genügend zu essen gegeben, es eingesperrt und potenziell lebensgefährlich verletzt haben.
Laut der Staatsanwaltschaft soll der Hintergrund dieser Taten die Überforderung und der Ärger während der pandemiebedingten Schulschließungen gewesen sein.
Aus diesem Grund wird der Mutter aus Sarstedt schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt. Und im Laufe der Ermittlungen kamen noch weitere erschreckende Fakten zutage.
Ein Gerichtssprecher gab nämlich an, dass die Nachforschungen zeigten, dass die Frau schon zwischen 2004 und 2004 in drei Fällen aufgefallen war.
Damals habe sie ihren damals 12-15-jährigen älteren Sohn verletzt und hungern gelassen haben.
In dem jetzt angeordneten Verfahren und Prozess werden diese Fälle nun mit einbezogen.
Im Juni 2020, am ersten Tag nach dem Lockdown, hatte die Angeklagte ihren siebenjährigen Sohn in der Schule krankgemeldet. Das machte die Beteiligten sofort stutzig, weswegen das Jugendamt eingeschaltet wurde.
Als eine Behördenmitarbeiterin dann an der Wohnung der 60-Jährigen klingelte, wollte sie diese nicht hineinlassen. Was dann passierte, ist aus der Anklage zu entnehmen.
Die Polizei wurde alarmierte und Beamtinnen und Beamte sollen daraufhin das abgemagerte Kind in einem Schrank entdeckt haben.
Zu diesem Zeitpunkt soll der Junge nur noch 13,8 Kilogramm gewogen haben.
Bereits im März, vor der Schulschließung, soll der Siebenjährige auffällig klein und dünn gewesen sein. Er soll damals schon Mitschülerinnen und Mitschüler um Essen gebeten haben.
Gewaltdelikte gegen Kinder stieg an
Zudem wurde bekannt, dass die Angeklagte ihren Sohn zu Hause durch Schläge mit einer Thermoskanne am Kopf verletzt haben soll.
Am ersten Prozesstag sollen bereits Zeugen angehört werden. Das Urteil könnte nach dieser Planung am 21. Juni gesprochen werden.
Die Zahl der Gewaltdelikte gegen Kinder ist im Jahr 2020 gestiegen.
Das Bundeskriminalamt teilte Ende Mai mit, dass sowohl mehr Fälle von Misshandlung Schutzbefohlener als auch mehr Fälle von sexualisierter Gewalt registriert wurden.
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Anstieg auch mit der Pandemie zusammenhängt: Normalerweise werden nämlich Verdachtsfälle oft von Kitas oder Schulen gemeldet.
Durch die Corona-Pandemie hatten diese aber monatelang geschlossen.
Die Dunkelziffer solcher schrecklichen Fälle wird leider auch hoch sein.
Hoffentlich hat der Junge seit der Entdeckung psychologische Hilfe bekommen.
Teile diesen Artikel, wenn den Familien im Lockdown besser geholfen werden müssen.