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Immer mehr Kinder müssen zur Tafel, um über die Runden zu kommen: „die Altersarmut von übermorgen“

Wer kaum Geld zur Verfügung und Schwierigkeiten hat, damit über die Runden zu kommen, der kann in Deutschland verschiedene Hilfestellen aufsuchen.

Eine davon sind die Tafeln, wo Menschen die Möglichkeit haben, kostenlos Lebensmittel zu erhalten, ohne die sie vermutlich nicht jeden Tag etwas Essbares auf dem Tisch haben würden.

In der breiten Öffentlichkeit wird zwar nicht über dieses sensible Thema gesprochen, doch den helfenden Menschen vor Ort ist schon seit längerer Zeit klar, dass es mehr in den Fokus rücken muss.

Denn neben Rentnern werden auch immer mehr Kinder und Jugendliche an den Tafeln gezählt, was eine besorgniserregende Entwicklung für solch ein reiches Land ist.

Die einen haben ihr Leben lang gearbeitet, den anderen steht das noch bevor. Die Rede ist von Senioren und Kindern beziehungsweise Jugendlichen.

Doch was haben sie gemeinsam?

Beide Altersgruppen sind laut RTL auf Hilfe der Tafeln in Deutschland angewiesen.

Während die einen durch die Altersarmut die dort verteilten Lebensmittel brauchen, sind Kinder und Jugendliche, die bereits jetzt nicht mit dem zur Verfügung stehenden Geld ein angemessenes Leben führen können, die Altersarmen von übermorgen.

In Zahlen bedeutet das, dass in der Zwischenzeit 1,65 Millionen Menschen in Deutschland zur Tafel gehen und die Tendenz ist steigend. Diese Zahl wurde jetzt vom Vorsitzenden des Vereins Tafel in Deutschland, Jochen Brühl, veröffentlicht.

Besorgniserregende Entwicklung

Eine besorgniserregende Entwicklung, die sich vor den Augen der Bewohner eines der reichsten Länder der Welt abspielt.

Zwar möchte die Politik hier Familien besonders fördern, allerdings ist die Realität eine andere.

Demnach müssen laut Brühl 500.000 Kinder und Jugendliche das Angebot der Tafeln in Anspruch nehmen, verglichen zum Vorjahr sind das zehn Prozent mehr.

Der Vorsitzende warnt:

„Diese Kinder und Jugendlichen, die jetzt zur Tafel gehen, stehen in Gefahr, die Altersarmen von übermorgen zu werden.“

Aber auch der Anstieg von 20 Prozent bei der Gruppe der Senioren sei „besonders dramatisch“. Gründe dafür seien meist niedrige Renten oder Grundsicherung im Alter, während die Langzeitarbeitslosigkeit den traurigen ersten Platz belegt.

Jeder vierte Kunde ist Senior:

„Das ist natürlich sehr erschreckend, weil wir wissen, dass viele Menschen, die Rentnerinnen und Rentner sind, sich oft schämen, Leistungen in Anspruch zu nehmen.“

Die Bertelsmann Stiftung veröffentlichte vor kurzem eine in Auftrag gegebene Studie, wonach jeder fünfte Rentner in Deutschland in 20 Jahren von Altersarmut bedroht sein könnte.

Für Brühl ebenfalls ein Horror-Szenario:

„Altersarmut wird uns in den kommenden Jahren mit einer Wucht überrollen.“

Politik verfolgt anscheinend andere Ziele

Für die Große Koalition ist aber weiterhin die schwarze Null eines der obersten Ziele, weswegen man versucht, mehr einzunehmen als auszugeben. Und das obwohl die Tafeln bereits seit Jahren auf dieses Problem hinweisen.

Es gibt aber weder Maßnahmen aus der Politik noch einen gesellschaftlichen Aufschrei.

Für Brühl seien aber tiefgreifende Reformen nötig und das Thema „ganz oben auf die Agenda.“

In einem Interview mit RTL sagte der Vorsitzende der Tafeln noch:

„Ich glaube erst einmal, dass die Tafeln ein Spiegel sind. Und dass uns hier vor Augen geführt wird, was eigentlich in unserer Gesellschaft an vielen Stellen falsch läuft.

Dass Menschen, die lange gearbeitet haben, nicht von ihrer Rente leben können. Gleichzeitig haben wir einen unglaublichen Überhang an Lebensmittelüberschüssen. Dass wir 18 Millionen Tonnen Lebensmittel wegschmeißen und alle zehn Sekunden auf dieser Welt ein Kind verhungert. Das passt nicht zueinander.

Und ich denke, dass man nicht nur die Tafeln im Fokus hat, sondern auch sieht, was Gesellschaft und Politik leisten müssen, damit es so etwas wie die Tafeln auf Dauer nicht mehr gibt.“

Die Politik und die Bevölkerung müssen sich endlich mal mit dieser Thematik auseinandersetzen, bevor es zu spät ist. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Es kann doch nicht der Anspruch vom reichen Deutschland sein, dass immer mehr Kinder und Jugendliche sowie Rentner zur Tafel gehen müssen, um zu überleben.

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