Bielefeld/Nordrhein-Westfalen: Begibt man sich in die Obhut eines Arztes, ist für Patientinnen und Patienten besonders wichtig, dass man dem medizinischen Personal trauen kann.
Doch was passiert, wenn sich die Mediziner während einer Behandlung ihre Macht zunutze machen und diese aufs übelste ausnutzen?
Ein Mediziner aus Bielefeld soll nun unter Verdacht stehen, mehrere Patientinnen gefügig gemacht, vergewaltigt und die Taten anschließend noch auf Video aufgezeichnet zu haben.
Ermittler haben bei einer Hausdurchsuchung wohl belastende Materialien gefunden, die die Vergewaltigungen zeigen sollen.
Seit Dienstag sitzt der Krankenhaus-Arzt in Untersuchungshaft.
Arzt soll mehrere Patientinnen vergewaltigt haben
Zunächst berichtete das Westfalen-Blatt über den mutmaßlichen Vergewaltigungsfall. Nach Informationen des Blatts haben andauernde Ermittlungen im Fall mehrfacher möglicher Vergewaltigungen nun einen Arzt des Evangelischen Klinikums Bethel unter Verdacht gestellt.
Bereits im Frühjahr soll der Mann verdächtigt worden sein, Frauen, die er im MRT (Magnet-Resonanz-Tomographen) untersuchte, Medikamente gegeben zu haben, die nicht für die Untersuchung nötig seien.
Dem Verdacht der gefährlichen Körperverletzung ging die Kriminalpolizei Bielefeld nach, ohne die Vorwürfe vollständig untermauern zu können.
Dies bestätigte nun auch der Geschäftsführer des Krankenhauses, Dr. Matthias Ernst:
„„Aufgrund eines Ermittlungsverfahrens haben wir im Frühjahr von einer Strafanzeige gegen einen Mitarbeitenden erfahren. Zu dieser Zeit ging es um den Verdacht, im Rahmen einer MRT-Untersuchung vorsätzlich ein Medikament gegeben zu haben, welches nicht den Richtlinien des EvKB für eine solche Untersuchung entsprach.“
Anfang dieser Woche wurde nun allerdings ein neues Bild der Taten gemalt, nachdem bei einer Hausdurchsuchung belastendes Material gefunden wurde.
In mehreren Videos ist der Arzt zu sehen, wie er seine Patientinnen vergewaltigt. Die Datenträger des Bielefelder Arztes wurden sichergestellt.
Wie viele Opfer gibt es?
Dr. Matthias Ernst, Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Bethel, äußert sich nun zu den Ermittlungen:
„Wir haben den Behörden sofort vollumfängliche Kooperationsbereitschaft zugesichert, den Mitarbeiter mit unmittelbarer Wirkung freigestellt und alle geforderten Dokumente und erbetenen Informationen übergeben.
Im Zuge der Ermittlungen gegen den Arzt wurde das Arbeitsverhältnis von ihm selbst beendet.“
Dem Bericht zufolge soll der Mediziner selbst die Videos aufgezeichnet haben. Bisher sind mehr als zehn unterschiedliche Frauen auf den Aufnahmen erkannt worden.
Doch es ist unklar, wie viele Opfer es in den vergangenen Jahren wirklich gegeben hat, da die Ermittlungen aktuell nicht sicher herausfinden können, ob jede Tat auch vom Arzt gefilmt und gespeichert wurde.
Als die Videos gesichtet wurden, erwirkte die Staatsanwaltschaft umgehend einen Haftbefehl gegen den Mann. Er wurde wenig später festgenommen.
In der Stellungnahme von Dr. Ernst, erklärt er zudem, dass es zunächst keinen Anlass gab, „von einer schweren Straftat ausgehen zu müssen“.
Bisher ist noch nicht bekannt, ob der mutmaßliche Täter sich bereits zu den Vorwürfen vor den Behörden geäußert hatte.
Ob und wie lange der Arzt bereits vom Krankenhaus freigestellt wurde ist unklar. Im Namen des Krankenhauses erklärt uns Dr. Ernst die Betroffenheit aller Mitarbeiter*innen des EvKB:
„Unsere Sorge und Mitgefühl gilt den Opfern und Geschädigten. Wir werden alles unternehmen, um in ihrem Sinne zu einer schnellen Aufklärung beizutragen.“
Die sichergestellten Videos scheinen einschlägig zu sein. Nun bleibt abzuwarten, welche Hintergründe und welches Ausmaß noch aufgedeckt werden.