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NRW will Billigpreise für Fleisch verbieten: „Gibt kein Recht auf billiges Fleisch“

Nordrhein-Westfalen: Die Fleischindustrie ist nicht nur ein Markenzeichen der deutschen Ess- und Wirtschaftskultur. Sie steht auch in vielerlei Hinsicht in der Kritik.

Nachdem mittlerweile deutschlandweit verteilt Fleischereibetriebe geschlossen werden mussten, weil hunderte Mitarbeiter sich mit dem Coronavirus infiziert hatten, steht gerade die Fleischerei Tönnies in der Kritik.

Außerdem gab es immer wieder Berichte von Tierschützern, die tierunfreundliche Zustände in Fleischereibetrieben aufdeckten.

Doch Fleisch ist für viele Menschen ein Grundnahrungsmittel und gilt mittlerweile nicht mehr als Luxusgut. Jeder möchte Fleisch, am liebsten so günstig es geht.

Dagegen möchte NRW nun vorgehen und bereitet einem Medienbericht zufolge eine Bundesrats Initiative vor.

NRW will Billigpreise für Fleisch verbieten

Das Land Nordrhein-Westfalen soll nach einem Bericht der Rheinischen Post an einer Initiative arbeiten, die gezielt gegen Billigfleisch in Deutschland vorgeht.

Die Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin von NRW, Ursula Heiner-Esser, bestätigte das Vorhaben des Landes, den Kampf gegen Billigpreise für Fleisch anzugehen.

Hinter den niedrigen Preis für manche Fleischprodukte soll unlauterer Wettbewerb stehen, der durch die neuen Maßnahmen enorm erschwert werden soll.

„Es gibt haarsträubende Sonderaktionen, bei denen Fleisch deutlich unter seinem Wert verkauft wird. Das müssen wir stoppen. Denn grundsätzlich ist der Verkauf unter Einstandspreis ja bereits untersagt“, erklärte Heiner-Esser.

Wer Fleisch kauft, soll nicht vergessen, welche Kette hinter solch einem Produkt steht.

„Wir müssen die gesamte Kette vom Stall bis zum Teller in den Blick nehmen.“

„Gibt kein Recht auf billiges Fleisch“

Dazu gehört also auch, dass Fleischereibetriebe, Züchter und Lieferanten entsprechend entlohnt werden, da ansonsten der Preisdruck die ganze Branche trifft.

Dadurch, dass Supermärkte und Discounter möglichst die günstigsten Preise anbieten wollen, werden die Preise in der gesamten Wertschöpfungskette gesenkt und Billigpreise entstehen.

Mohamed Boudih, NRW-Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), erklärte gegenüber RP Online:

„Es gibt kein Recht auf billiges Fleisch, aber auf gute Arbeitsbedingungen und Tierwohl und auskömmliche Bedingungen für die Landwirtschaft.“

Für Boudih ist besonders fragwürdig, wie günstig Fleisch in Deutschland ist.

„Nirgendwo in Europa ist Fleisch so billig wie bei uns. Die Folgen sind Ausbeutung und Elend. Auch der Handel muss sich fragen, welchen Anteil er an der Misere hat.“

Für Verbraucher, die durch die neue Initiative nun enorm steigende Preise erwarten, hat Boudih auch noch beruhigende Worte.

Am Beispiel des allseits beliebten Schnitzels zeigt der NRW-Bezirksvorsitzender der NGG, welche preislichen Auswirkungen zu erwarten wären:

„Nach unseren Berechnungen würde ein Schnitzel nur um zehn Cent im Preis steigen und nicht zum unerschwinglichen Luxusgut werden.“

Ist Fleisch bei uns oft zu billig? Sind Billigpreise schädlich für die Wirtschaft und die Wertschöpfungskette?

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