Foto: @TeamSheriff/Twitter.com

USA: Polizeistation beschmückt Baum mit Verbrecherfotos, findet es „lustig“ – Empörung im Netz ist groß

Auch wenn die meisten Menschen aufgrund der Corona-Pandemie leider darauf verzichten müssen, mit der ganzen Familie zu feiern, wird eine Tradition beibehalten.

Denn auf das alljährliche Weihnachtsbaumschmücken will wohl niemand verzichten, erst recht nicht in einem Jahr, das von Verzicht und Rücksichtnahme geprägt ist.

Die einen lieben es, den Baum mit Lametta zu schmücken, andere greifen auf Weihnachtskugeln zurück oder sie gestalten ihn ganz individuell. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Diese Grenzen scheint nun aber eine Polizeistelle in den USA überschritten zu haben, wie der Focus berichtete.

Fotos von gesuchten Verbrechern am Baum

Die Polizei in Mobile, Alabama, schmückte ihren Weihnachtsbaum nämlich mit nichts Geringerem als Fotos von verhafteten oder wegen Verbrechen gesuchten Personen.

Auf Facebook teilten die Beamten das Foto dieser ungewöhnlichen Dekoration und schrieben dazu:

„Wir haben unserem Baum mit THUGSHOTS geschmückt, um zu zeigen, wie viele Kriminelle wir in diesem Jahr von den Straßen von Mobile geholt haben! Ohne unsere treuen Anhänger hätten wir es nicht geschafft.“

Gegenüber US-amerikanischer Medien sagte die Sprecherin des Sheriffs, dass dieser Beitrag zeigen sollte, wie die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Gemeinde in den sozialen Medien zur Aufklärung von Verbrechen beitragen kann.

Bei den Fahndungsfotos handele es sich um Wiederholungstäter, die mit der Bildbearbeitungs-Software Photoshop draufmontiert worden waren, erklärte sie weiter. Mit dem Baum würde gezeigt werden, dass in der Gemeinde „Berufskriminelle“ von der Straße geholt würden.

Foto: @TeamSheriff/Twitter.com

Weiter gab die Sprecherin an, dass das Foto Teil des sogenannten „Thug Thursdays“ sei, das seit drei Jahren ein ständiger Bestandteil der Social-Media-Seiten der Polizei ist.

Dafür veröffentlicht die Polizeistation ein Verbrecherfoto eines Wiederholungstäters, gegen den ein Haftbefehl vorliegt. Die Beiträge sollen humorvoll sein und die Aufmerksamkeit auf den Täter lenken. Gleichzeitig ist damit die Hoffnung verbunden, dass die Gemeinde die Strafverfolgungsbehörde bei der Verhaftung unterstützt.

„Es ist lustig“

Für die Sprecherin alles kein Problem:

„Es ist lustig und zieht die Aufmerksamkeit auf sich, und deshalb teilen wir es.“

Mehr als 7.900 Menschen hatten den entsprechenden Beitrag des Weihnachtsbaums kommentiert. Wenige unterstützten diesen Vorstoß, aber die große Mehrheit äußerte sich kritisch. Sie kritisierten, dass das Sheriff-Department erniedrigend und grausam handele.

Die „National Association for the Advancement of Colored People“ (NAACP), einer der ältesten und einflussreichsten schwarzen Bürgerrechtsorganisationen der USA, bezeichnete den Beitrag als „inakzeptabel“.

Wütende Bürger hatten sich zuvor bei der NAACP beschwert, doch trotz zweimaliger Kontaktaufnahme der Organisation antwortete die Polizeistation nicht.

„Verabscheuungswürdiges Verhalten“

Bernhard Simelton, Präsident der NAACP von Alabama, kritisierte das „verabscheuungswürdige verhalten des Mobile County Sheriffs Department“.

Ähnlich äußerte sich JaTune Bosby von der American Civil Liberties Union of Alabama.

Sie sagte, dass die meisten Menschen, die wegen Verbrechen verhaftet werden, mit psychischen Erkrankungen und Drogenmissbrauch zu kämpfen haben.

Auf Twitter schrieb sie zudem:

„Sie brauchen die Hilfe und Fürsorge der Gemeinde und nicht die offene Verachtung der Führer.“

Der Beitrag der Polizei wurde mittlerweile gelöscht. Die Sprecherin gab an, dass man ihn entfernt habe, nachdem Morddrohungen eingegangen seien.

Dieser „Weihnachtsspaß“ ging wohl gründlich daneben.

Es ist nicht bekannt, ob die Polizei noch weitere Konsequenzen zu erwarten hat.