Schliersee/Bayern: Es ist ein Skandal, der wohl ohne die aktuelle Pandemie erst viel später aufgeflogen wäre.
Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks sollen die Bewohner in einer bayerischen Seniorenresidenz seit Jahren schwer vernachlässigt worden sein.
Demnach soll die Staatsanwaltschaft München II wegen über 80 Fällen von Körperverletzung ermitteln und zusätzlich 17 Todesfälle prüfen.
Dabei wird vor allem der Vorwurf von Verwahrlosung in den Raum gestellt, außerdem spricht man von einem Verdacht nach verhungerten Senioren.
Ehemalige BewohnerInnen und Angehörige melden sich nun mit schweren Vorwürfen zu Wort. Die Betreiber bestreiten die Vorwürfe.
Verdacht auf verhungerte Senioren & Körperverletzung
Der Bayerische Rundfunk begann mit der Recherche zur Seniorenresidenz Schliersee, nachdem eine anonyme Informantin sich bei Reporterinnen des Senders meldete.
Demnach sollen die Zustände in dem Altersheim seit Jahren immer schlimmer geworden sein. BewohnerInnen seine verwahrlost worden, wurden nur sehr sperrlich versorgt. Sogar der Vorwurf von Todesfällen wegen Unterernährung wird derzeit geprüft.
Erst nach einem Corona-Ausbruch wurden die Behörden auf die Seniorenresidenz aufmerksam. Laut BR soll eine ehemalige Mitarbeiterin des Heims erklärt haben, sie hätte eine Heimbewohnerin gesehen, die nur noch Haut und Knochen war und an den Händen mit Kot beschmiert war.
Im Mai vergangenen Jahres starben dann sieben Bewohnerinnen mit oder an Covid-19. Laut dem BR wusste das zuständige Landratsamt jedoch zuvor von mehreren Beschwerden. Die zuständige Heimaufsicht habe allerdings nicht alle davon angenommen und ist nicht jeder nachgegangen, heißt es.
Ein Ex-Bewohner erklärte zudem, dass er um Hilfe haben „betteln“ müssen. Stundenlang hätte man in seinen eigenen Ausscheidungen sitzen müssen.
Nach dem Coronaausbruch im Mai 2020 wurde das Heim von Behördenvertretern dann als „Gefahr für Laib und Seele“ eingestuft. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft in 88 Fällen von Körperverletzung gegen vier aktuelle und ehemalige MitarbeiterInnen, darunter die ehemalige Heimleiterin.
Außerdem werden 17 Todesfälle geprüft, unter anderem gilt es zu klären, ob Senioren an Unterernährung verstorben seien. Zwei Verstorbene wurden Medienberichten zufolge bisher exhumiert.
In den Ermittlungen gegen die vier Menschen wurden bereits über 150 Zeugen gehört. Bereits in den vergangenen Jahren hatten mehrere Angehörige und Pflegekräfte auf die schweren Missstände im Heim hingewiesen.
Ende Mai 2020 sollte das Heim dann wegen massiver Pflege- und Hygienemängel geschlossen werden, jedoch lehnte CSU-Landrat Olaf von Löwis dies ab und entschied sich lediglich für ein Aufnahmestopp.
Bis heute ist das Heim geöffnet.
Laut dem zuständigen Landrat habe man keine juristischen Instrumente für eine Schließung.
Pflegekräfte auf der ganzen Welt beweisen Tag für Tag wie wichtig Ihnen ihre pflegebedürftigen Mitmenschen sind und wie wichtig sie für unsere Gesellschaft sind.
Fälle wie dieser Schaden Pflegeeinrichtungen und -kräften und rücken sie in ein vollkommen falsches Licht.
Nichtsdestotrotz gilt es Pflegebedürftige vor solchen Zuständen zu schützen.