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Depressionsrisiko bei Kindern und Jugendlichen steigt – jedes vierte Schulkind ist psychisch auffällig

Wer an seine Schulzeit zurückdenkt, der verbindet damit wohl verschiedene Emotionen und Erinnerungen. Ob positiv oder negativ hängt von mehreren Faktoren ab.

Manche Menschen definieren diese Zeit durch die erzielten Noten, andere dadurch, ob man beliebt in der Schule war, die Möglichkeiten sind unendlich.

Auch psychische Probleme können damit einhergehen, abhängig davon, wie viel Stress man in der Schule erlebte oder auch die Pubertät einen beeinflusste.

Diese Art von Problemen nimmt laut einer Untersuchung der DAK-Krankenkasse immer weiter zu, wie die Bild berichtete.

Demnach zeigt jeder vierte Schüler, etwa 24 Prozent, psychische Auffälligkeiten in Form von innerer Unruhe, nagenden Selbstzweifeln oder Energielosigkeit.

An einer diagnostizierten Depression leiden sogar zwei Prozent, genauso viele wie unter einer Angststörung.

238.000 Kinder in Deutschland betroffen

Für die Studie wurden rund 800.000 DAK-Versicherte der Abrechnungsjahre 2016 und 2017 als Basis genommen.

Hochgerechnet bedeutet das für Deutschland, dass etwa 238.000 Kinder im Alter von zehn bis 17 Jahren so stark betroffen sind, dass sie einen Arzt konsultieren müssen.

Verglichen mit dem Vorjahr ist die Depressionshäufigkeit 2017 um fünf Prozent gestiegen.

Laut den Kassendaten der DAK waren Mädchen deutlich häufiger wegen Depressionen beim Arzt als Jungen. In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass jede sechste junge Patientin (17 Prozent) im Jahr 2017 ein Antidepressivum verschrieben bekam, in der Regel von Fachärzten.

In eine Klinik, zur Behandlung einer Depression, kamen bis zu acht Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen und durchschnittlich mehr als einen Monat lang (39 Tage).

„Hohe Dunkelziffer“

Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, kommentierte den Bericht wie folgt:

„Im Report sehen wir nur die Spitze des Eisbergs.

Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.“

Die Dunkelziffer setzt sich daraus zusammen, dass viele Kinder an Depressionen litten, aber erst spät in Behandlung kämen.

Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, beschreibt die Problematik sogar etwas drastischer:

„Wir gehen von etwa zwei betroffenen Kindern pro Schulklasse aus.“

Weiter erläutert Hegerl, dass eine Depression auch genetisch bedingt sein kann, etwa durch Traumatisierungen oder Missbrauchserfahrungen.

Dagegen seien sich Fachleute heute einig, dass in Deutschland die Neigung zu Depressionen nicht steige, es aber mehr Diagnosen gebe, weil die Ärzte die Leiden besser erkennen können und mehr Menschen als früher bereit seien, sich Hilfe zu suchen.

Anzeichen: Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit

Anzeichen für eine Depression können Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Interessensverlust sein. Daraus ergehende Konzentrationsstörungen führen dann zu weniger Leistungsfähigkeit und bei schweren Episoden können sich Betroffene stark zurückziehen.

Das äußert sich darin, dass Kinder und Jugendliche dann kaum noch zur Schule gehen. Dauer, Intensität und Symptome einer Depression können sich aber unterschiedlich zeigen.

Wird die Depression nicht behandelt, können schwere Episoden sogar zu Suizidgedanken führen.

Für nicht ausgebildetes Personal kann es schwierig sein, Anzeichen einer Depression von Stimmungsschwankungen eines normalen „Pubertierenden“ zu unterscheiden.

Fachleute sind aber laut Hegerl in der Lage, etwa Gefühle von innerer Versteinerung zu erkennen.

Sollte man also eine ungesunde Veränderung beim eigenen Kind oder im Freundeskreis erkennen, am besten direkt tätig werden und einen Arzt aufsuchen.