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Sachsen: Landärztin behandelte laut Kassenärztlicher Vereinigung zu viele Menschen – ihr drohen 250.000 Euro Strafe und Insolvenz

Durch den demographischen Wandel wird die Bevölkerung immer älter und dank neuster Medizin hat sie auch die Möglichkeit, ein hohes Alter zu erreichen.

Insbesondere in Deutschland nehmen dank der gesetzlichen Krankenversicherung viele Menschen eine medizinische Behandlung in Anspruch. Wenn sie zumindest überhaupt einen Arzt finden, der sie aufnimmt.

In ländlichen Gebieten ist die Nachfrage zwar hoch, doch das Angebot an Ärzten sehr niedrig. Aus diesem Grund dauert es manchmal lange, bis man endlich einen Arzt oder eine Ärztin gefunden hat.

Kyra Ludwig, praktizierende Ärztin in Sachsen, wollte den Menschen vor Ort helfen und nahm deswegen einen Großteil der anfragenden Patienten auf. Das könnte ihr nun erschreckenderweise zum Verhängnis werden.

Diese Situation hat wohl jeder schon einmal miterlebt, der auf einen Termin bei einem Facharzt gehofft hat: Man ruft in der Praxis an, wird aber mit den Worten abgewiesen, dass die Patientendatei bereits voll sei.

Das wollte Kyra Ludwig, Neurologin im sächsischen Seifhennersdorf, ihren Patienten aber nicht antun, wie der Focus berichtete.

Deswegen habe sie laut Bild rund 1.700 Patienten pro Quartal behandelt, erlaubt sind nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) aber lediglich 1.000.

Das führt jetzt dazu, dass die KVS eine Honorarrückzahlung in Höhe von 250.000 Euro von der Ärztin fordert. Eine Summe, die Kyra Ludwig in die Insolvenz treiben könnte.

Bei einer sogenannten Plausibilitäts-Prüfung sei die seit 2011 praktizierenden Ärztin aufgefallen, dass die Grenze für Patienten überschritten wurde. Die KVS prüft dabei die abgerechneten Leistungen und ob diese in dem angegebenen Zeitraum erbracht werden können.

Keiner gab ihr Bescheid

Gegenüber der Bild sagte die Neurologin:

„Vier Jahre lang sagte keiner was. Man ließ mich ins offene Messer laufen. Ich fühle mich kriminalisiert.“

Die hohe Summe von 250.000 Euro setzt sich dadurch zusammen „weil ich zwischen 2012 und 2015 zu viele Patienten behandelte.“

In ländlichen Gebieten in Deutschland herrscht akuter Ärztemangel und auf der anderen Seite eine hohe Nachfrage. Das führte dazu, dass andere Ärzte in der Umgebung von Kyra Ludwig bereits Patienten ablehnten, weil sie keine mehr aufnehmen konnten und „voll“ waren.

So verfährt die Neurologin jetzt gezwungenermaßen auch.

Gegen die Rückzahlung klagt sie unterdessen vor dem Dresdner Sozialgericht. Für sie steht ihre Existenz auf dem Spiel

„Scheitert die Einigung, gehe ich in Insolvenz.“

Patienten von Ludwig haben dafür kein Verständnis für die Forderung des KVS.

Patienten können es nicht fassen

Gegenüber Bild sagte Patientin Anja Noack:

„Irgendwer muss die kranken Menschen hier in der Region doch behandeln. Ich weiß nicht, was wir ohne sie machen würden.“

Der Meinung ist auch Patient Andreas Hildebrand:

„Es gibt doch gar keine Alternativen. Alle Ärzte in der Gegend sind entweder schon im Ruhestand oder nehmen eine Patienten mehr auf.“

Zwar hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits ein Gesetz auf den Weg gebracht, wodurch solche Prüfungen und Abrechnungen, die bei Frau Ludwig zu dieser Entscheidung führten, schneller vollzogen werden sollen.

Für die Neurologin könnte das im schlimmsten Fall aber zu spät sein.

Es ist unverständlich, wie ein Mensch, der anderen Menschen hilft, dafür bestraft werden kann und jetzt sogar um seine Zukunft bangen muss.

Man kann nur hoffen, dass Frau Ludwig ohne größeren Schaden aus dieser Sache kommt und sie bald wieder in Ruhe praktizieren und Menschen bei ihren Krankheiten helfen kann.

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