Mallorca/Spanien: Die Prostitution ist ein Gewerbe, das die Meinungen durchaus spalten kann. Manche wollen sie verbieten, andere sehen darin ihren einzigen Ausweg, Geld zu verdienen.
Doch die Entwicklungen, die aktuell auf der Lieblingsinsel der Deutschen stattfindet, legt tiefe gesellschaftliche Risse offen.
Die humanitäre Hilfsorganisation „Ärzte der Welt“ deckt auf, dass besonders alleinerziehende Mütter immer öfter auf den Strich gehen, um zumindest ein wenig Geld zu verdienen.
Da durch die aktuellen Coronaverordnungen Touristen von der Insel fernhalten, verlieren viele Menschen, die in dem Gewerbe beispielsweise als Putzkräfte oder Kellnerinnen arbeiten, ihren Job.
Doch Familien und Alleinerziehende benötigen Geld, um ihre Kinder und sich zu versorgen. Immer mehr suchen die Lösung an den Straßenstrichen von Palma de Mallorca.
Und da die Kundschaft knapp ist, sinken die Preise und selbst ungeschützter Verkehr wird akzeptiert. Hilfsorganisationen schlagen Alarm.
Alleinerziehende Mütter auf Mallorca zieht es in die Prostitution
Der Tourismus in Europa ist weitestgehend stillgelegt worden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.
Dies sorgt dafür, dass Regionen, die vor allem über die vielen Touristen Einnahmen generieren und auf sie angewiesen sind, im Elend versinken.
So geht es auch einem der beliebtesten Reiseziele der Deutschen: Mallorca. Viele Einheimische haben durch die anhaltenden Reiserestriktionen und das Ausbleiben der Touristen ihren Job verloren.
Dazu gehören auch besonders alleinerziehende Frauen, die als Kellnerinnen, Hotelmitarbeiterinnen oder Putzkräfte arbeiteten.
Inmaculada Mas Nadal und Rafa Campos von der Organisation „Ärzte der Welt“ wenden sich nun Medienberichten zufolge an die Deutsche Presse-Agentur.
„Für viele [Frauen] ist die Rückkehr oder der Eintritt in die Prostitution der einzige Weg, um ihre Familien zu versorgen.“
Die Organisation hilft und betreut Frauen und Männer, die es in die Prostitution getrieben hat seit Jahren. Im vergangenen Jahr musste man sich um 1.168 Menschen kümmern, die auf den Balearen im rechtlichen Graubereich der Prostitution arbeiteten.
439 Menschen wurden zum ersten Mal betreut. Die Organisation Casal Petit sorgt in erster Linie für diese Menschen. Magdalena Alomar von der Menschenhilfe erklärte, dass besonders viele Neulinge dabei seien, seitdem der Tourismus ausfällt.
„15 Euro für alles“
Gegenüber der lokalen Zeitung „Ultima Hora“ erklärt eine junge Marokkanerin, dass auch sie nun auf den Strich geht, nachdem sie ihren Job als Küchenhilfe verloren hatte.
Sie verheimlicht ihrer Familie die Machenschaften, aber müsse ihrer „Mutter und den Geschwistern Geld schicken“. Sie sind arm, sagt die junge Frau.
Die Frau berichtet auch, dass die Kundschaft knapp sei, da niemand aus dem Ausland da ist und die Einheimischen selbst oft wenig Geld zur Verfügung hätten.
Dies treibt die Preise und Standards in den Keller. Ab 15 Euro könne man schon den „kompletten Dienst“ kaufen.
„Die Frauen erzählen uns, dass viele die Preise gesenkt haben und auch Sex ohne Schutz akzeptieren, weil der Konkurrenzkampf so groß ist“, berichtet Ärzte der Welt.
Laut der Organisation sei Mallorca in einer humanitären Notlage. Viele der Frauen seien verschuldet, da sie erst über illegale Schlepper auf die Inseln gekommen waren. Viele haben Familien zu ernähren und laut der Organisation sind davon „rund 80 Prozent alleinerziehend“.
Wann Besserung in Sicht ist, hängt natürlich vor allem von den Entwicklungen in Europa bezüglich der Reisebeschränkungen zusammen.
Frauen, die es nun in die Prostitution gezogen hat, müssen selbst dann unterstützt werden, um wieder in ein geregeltes Arbeitsleben eintreten zu können.
Wann das ist, bleibt abzuwarten.
Das Beispiel Mallorca ist nur eines von vielen humanitären Problemen auf der ganzen Welt. Hilfsorganisationen benötigen Unterstützung, um mehr bewirken zu können.