Niemand spricht gern offen darüber und auch im Freundes- bzw. Bekanntenkreis scheint es nach wie vor ein Tabu zu sein, davon zu berichten.
Die Rede ist von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Obwohl es ein äußerst heikles Thema ist, können anscheinend doch viele berufstätige Menschen davon berichten.
Das sagt laut des Focus zumindest eine repräsentative Befragung, die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Auftrag gegeben wurde, aus und die in Berlin vorgestellt wurde.
Jeder elfte Beschäftigte in Deutschland soll demnach in den vergangenen drei Jahren im Job sexuell belästigt worden sein.
Rund 13 Prozent der Frauen und 5 Prozent der Männer gaben an, mit unangemessenen Kommentaren, Witzen, Gesten oder auch Berührungen und anderen Handlungen belästigt worden zu sein.
Kein Kavaliersdelikt
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte in diesem Zusammenhang, dass sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz unter das Thema Gewalt falle und es niemals als Kavaliersdelikt verstanden werden dürfe.
Außerdem wies sie darauf hin, dass niemand solche Übergriffe hinnehmen müsse:
„Es gibt Gesetze und Rechtsprechung, die das verbieten.“
Weiter seien Arbeitgeber auch zudem verpflichtet, für den Schutz der Beschäftigten zu sorgen und die rechtlichen Vorgaben stünden im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG).
Die Hälfte der Betroffenen sagten laut Befragung, dass die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz von Dritten ausging, etwa von Kunden, Patienten oder Klienten, erst dann folgen Kollegen und Vorgesetzte.
Die häufigste Belästigung sei in Form von Sprüchen aufgetreten, wohingegen fast 30 Prozent angaben, auch unerwünscht berührt oder bedrängt worden zu sein.
Die Antidiskriminierungsstelle ließ verlauten, dass es sich dabei selten um Einzelfälle handele, Belästigte würden häufiger in solche Situationen geraten.
Giffey sagte dazu:
„Viele Betroffene fühlen sich verunsichert, abgewertet und in ihrer Würde verletzt und geben sich im schlimmsten Fall selbst die Schuld daran.“
Gedanken wie „Hätte ich mal nicht den kurzen Rock angezogen“ sollen dabei keine Rolle spielen.
Damit das im Arbeitsleben nicht mehr vorkommt, fordert Bernhard Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle, die Unternehmen dazu auf „durch klare Richtlinien und Maßnahmen einzugreifen, damit sexuelle Belästigung verhindert wird – beispielsweise, indem sie feste Ansprechpartner benennen und obligatorische Schulungen für Führungskräfte anbieten.“
Gesundheits- und Sozialberufe besonders betroffen
Der Befragung zufolge gehen die Übergriffe mehrheitlich von männlichen Personen aus und am häufigsten sind Beschäftigte in Gesundheits- und Sozialberufen betroffen.
Belästigungen durch Kunden oder Patienten würden demnach teilweise als Berufsrisiko angesehen, bagatellisiert und ignoriert.
Doch auch Männer seien laut Giffey betroffenen:
„MenToo – das ist teilweise ein großes Tabu, darüber zu sprechen.“
Frauen und Männer sollen sich wehren und die belästigenden Menschen in ihre Schranken weisen.
Die Antidiskriminierungsstelle empfiehlt darüber hinaus, dass Betroffene jeden Vorfall von sexueller Belästigung zu dokumentieren und an sich Personal- oder Betriebsrat bzw. Vorgesetzten wenden.
Sollten keine wirksamen Maßnahmen ergriffen werden, könne man als „letztes Mittel“ nicht mehr zur Arbeit gehen und trotzdem das volle Gehalt verlangen.
Sexuelle Belästigung ist in der heutigen Gesellschaft ein großes Problem, weswegen man so früh wie möglich dagegen angehen muss. Erst recht auch am Arbeitsplatz.
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