Schwester Geneviève Jeanningros und der Papst

In einem Moment, der die Feierlichkeit der Vatikantradition durchbrach, eroberte eine stille Geste der Liebe die Herzen weltweit.

Am 23. April, als Tausende durch den Petersdom zogen, um Papst Franziskus Lebewohl zu sagen, trat eine einzelne Gestalt aus der Reihe.

Sie war weder eine Würdenträgerin noch eine Politikerin. Es war eine Nonne – die 81-jährige Schwester Geneviève Jeanningros – und sie war nicht nur dort, um ihre letzte Ehre zu erweisen.

Das Bild von Schwester Jeanningros, die schweigend neben dem Sarg des Papstes stand, mit Tränen in den Augen und einem grünen Rucksack über einer Schulter, ging schnell viral. Während Klerus und Trauernde strikt das Vatikanprotokoll einhielten, verweilte sie – sie brach die Formation, aber nicht ihren Glauben.

Eine Freundschaft, geschmiedet durch Mitgefühl

Papst Franziskus, geboren als Jorge Mario Bergoglio, starb am Ostermontag, dem 21. April, im Alter von 88 Jahren an einem Schlaganfall, bestätigte der Vatikan.

Innerhalb von 24 Stunden hatten über 48.000 Menschen seinen Sarg besucht. Doch niemand hinterließ einen so starken Eindruck wie Schwester Jeanningros.

Ihr Name ist vielleicht nicht weithin bekannt, doch ihre Verbindung zum verstorbenen Papst war tief. Die beiden trafen sich vor über vier Jahrzehnten, als Franziskus Erzbischof von Buenos Aires war.

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Beide setzten sich für die Vergessenen der Gesellschaft ein – Obdachlose, Zirkusartisten und unheilbar Kranke. Ihre Freundschaft, gegründet auf gemeinsamen Werten und gegenseitigem Respekt, hielt auch nach Bergoglios Aufstieg zum Oberhaupt der katholischen Kirche an.

„Das ist echter Schmerz“, schrieb ein Nutzer, nachdem er das Video von Schwester Jeanningros gesehen hatte, die leise neben dem Sarg weinte. „Das ist ein historischer Moment.“

Schwester Jeanningros – Lebt in einem bescheidenen Wohnwagen

In Frankreich geboren, aber in Argentinien aufgewachsen, gehört Schwester Jeanningros den Kleinen Schwestern Jesu an, einem Orden, der dafür bekannt ist, unter marginalisierten Gemeinschaften zu leben und ihnen zu dienen. Seit Jahren leben sie und ihre Mitschwester Anna Amelia Giachetto in einem bescheidenen Wohnwagen am Stadtrand von Rom und kümmern sich um die Ausgestoßenen der Gesellschaft.

Jeden Mittwoch besuchte sie Papst Franziskus – manchmal brachte sie Gäste von der Straße mit, um ihn zu treffen. Der Papst, der nie auf Förmlichkeiten bestand, hieß sie stets willkommen. Oft lud er sie zum Mittagessen ein.

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Papst Franziskus besucht Schwester Geneviève Jeanningros, Kleine Schwester Jesu, am 31. Juli 2024 / Getty Images

Sie war auch mit Verlust vertraut. Ihre Tante, Léonie Duquet, eine französische Nonne, wurde während des Schmutzigen Krieges von Argentiniens Militärdiktatur entführt und getötet.

Papst Franziskus, selbst Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien, verstand ihren Schmerz – und stand ihr darin bei.

Liebe über Protokoll

Viele dachten zunächst, Schwester Jeanningros habe gegen das Vatikanprotokoll verstoßen, als sie aus der Reihe trat, um sich dem Sarg zu nähern. Tatsächlich hatte man ihr stillschweigend eine besondere Erlaubnis erteilt – eine seltene Ehre, die weder Kardinälen noch Staatsoberhäuptern zuteilwurde, sondern jemandem, dessen Verbindung zum Papst über Rang hinausging.

Fotos zeigen sie inmitten der Menschenmenge – unauffällig, in schlichter Kleidung und mit einem Rucksack. Doch in diesem Moment neben dem Sarg stand sie für etwas Tiefgreifendes: ein Leben in stiller Hingabe, eine Freundschaft, die nicht auf Politik, sondern auf Sinn gegründet war.

Ein berührendes Foto zeigt den Papst und Schwester Jeanningros, wie sie bei einer Veranstaltung im Freien gemeinsam lächeln und Freude ausstrahlen. Auf einem anderen segnen sie eine Statue bei einem Zirkusfest – beide liebten den Zirkus und glaubten an seine Kraft, Menschen zu erheben.

Ihr letzter Besuch im Vatikan diese Woche war kein gewöhnlicher. Es war ein Abschied.

Anders als erwartet

„Sie näherte sich ihrem Freund, wie sie es jeden Mittwoch tat“, reflektierte ein Nutzer. „Dieses Treffen war jedoch anders. Sie kam, um Abschied zu nehmen, in der Hoffnung, ihn im ewigen Leben wiederzusehen.“

In einer Kirche, die oft für ihre Starrheit kritisiert wird, standen Schwester Jeanningros und Papst Franziskus für etwas Sanfteres: Inklusion, Barmherzigkeit und praktizierte Nächstenliebe. Ihr Abschied war nicht auffällig, und das musste er auch nicht sein. Er war still, ehrlich und tief menschlich, ganz wie der Mann, den sie betrauerte.

Und während ihr Bild sich weiter im Internet verbreitet, wird eines klar: Manchmal sind die kraftvollsten Nachrufe nicht mit Worten gehalten – sie zeigen sich in Präsenz.

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