Foto: Animal Resistance /Facebook.com

Belgien: Tierschützer besetzen Entenfarm, 500 Tiere sterben anschließend – Landwirt gibt Aktivisten die Schuld

Um Tiere zu schützen bzw. um sie aus unwürdiger Haltung zu befreien, gehen manche Menschen weiter als andere. Und manchmal auch über das Gesetz hinaus.

Sie brechen etwa illegal Käfige auf oder ketten sich an diese, um auf den, in ihren Augen, Missstand hinzuweisen. Meist den Tierschützern daraufhin die mediale Aufmerksamkeit sicher.

So auch bei einer Aktion im belgischen Bekegem (etwa 20 Kilometer von Brügge entfernt), über die RTL berichtete.

Dort hatten Aktivisten eine besondere Entenfarm besetzt. Die Tiere, die dort gehalten werden, sind nämlich einzig und allein dafür da, nach ihrem Tod auf unseren Tellern zu landen.

Auf dem Hof züchtet Landwirt Filip Callemzyn nämlich Enten für die Produktion von Stopflebern.

Die Tiere werden über eine Metallröhre zwangsernährt, damit sich so viel Fett wie möglich in der Leber ablagert und werden als Delikatesse serviert. Im Französischen heißt das Gericht Foie gras und das Zustandekommen wird vielmals kritisiert.

Umstrittene Fütterung

Weil diese Art der Fütterung von Enten als umstritten gilt, wurde die Zwangsfütterung in Deutschland und vielen weiteren europäischen Ländern verboten.

Von diesem Verbot ist auch die Entenfarm von Callemzyn betroffen, allerdings tritt dieses erst 2023 in Flandern, wo sich der Stall befindet, in Kraft.

Das war anscheinend den Aktivisten der Organisation „Animal Resistance“ zu spät, weswegen sie sich zunächst Zugang zu den Enten verschafften und sich anschließend an die Käfige der gefederten Tiere ketteten.

Bei Facebook zeigten die Aktivisten das Innenleben der Farm:

This video evidence from Saturdays occupation shows the types of injuries and deliberate neglect of the animals inside. This duck has a large hole underneath the beak in which the tongue is protruding through. This is an injury directly linked by the force feed practices of foie gras. The farmer carrying out the force feeding twice a day could not have missed this, proving obvious ignorance for the animals wellbeing and suffering. No animal should suffer like this.Please help us end their suffering by signing the petition on our website.Www.animalresistance.com

Posted by Animal Resistance on Monday, November 11, 2019

Gleichzeitig stellten sie die Forderung, dass der Betrieb sofort geschlossen werden sollte und sie wollten den Stall nicht verlassen, ehe der zuständige Tierschutzminister eine Erklärung abgibt.

Dass diese Aktion dem Landwirt nicht gefiel, liegt mehr oder weniger auf der Hand. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass dabei 183 Tiere durch Stress gestorben seien und weitere 300 später getötet werden mussten.

Das zumindest behauptet der Landwirt der betroffenen Entenfarm.

Sichtlich aufgebracht sagte der Bauer, während er mehrere Plastikfässer voller toter Tiere zeigte:

„Das ist das Ergebnis der „cleveren“ Aktion der Tierrechtsaktivisten.“

Gegenüber der Zeitung Nieuwsblad verteidigt sich Glenn Lemmens, ein Mitglied von „Animal Resistance“, für den Tod der Tiere verantwortlich zu sein:

„Die Tiere waren sehr krank. Die Aktivisten haben auch offene Wunden und Infektionen gesehen.“

Taktik vom Landwirt

Weiter sagte er, dass solche Schuldzuweisungen seitens des Bauern oft Taktik seien und Lemmens deswegen Beweise und eine Untersuchung durch einen unabhängigen Tierarzt:

„Auf den Fotos, die wir bisher zu sehen bekommen haben, sind nur etwa 20 tote Enten zu sehen.“

Die zu Hilfe gerufene Polizei beendete schlussendlich den Protest und nahm dabei 39 Aktivisten fest.

Denjenigen droht jetzt ein Gerichtsverfahren und zusätzlich eine Schadensersatzklage.

Landwirt Filip Callemyn sagte nämlich, dass er durch die Protestaktion 20.000 Euro verloren habe und diese Geld möchte er von den Tierschützern zurückhaben.

Die gesamte Aktion kann man unten im Video noch einmal nachverfolgen:

Posted by Animal Resistance on Saturday, November 9, 2019

Dass es Tierschützern nie schnell genug gehen kann, ehe Tiere endlich in Sicherheit sind und ein schönes Leben führen können, erscheint plausibel.

Dennoch darf man bei etwaigen Protestaktionen niemals die Leben der betroffenen Tiere in Gefahr bringen.

Weil es in diesem Fall noch zu viele Fragezeichen bezüglich der Schuld gibt, müssen die zuständigen Behörden gründlich arbeiten und zu einem gerechten Entschluss kommen.