Tahlequah möchte einfach nicht akzeptieren, dass ihr Baby nicht mehr auf dieser Welt weilt. Die Orca-Mutter trägt seit mittlerweile neun Tagen ihr totes Jungtier mit durchs Wasser.
Tierschützer sorgen sich um die Gesundheit der trauernden Mutter – und nutzen die Aufmerksamkeit, um auf die Gefährdung wild lebender Orcas hinzuweisen.
Tahlequahs Baby war bereits kurz nach der Geburt am 24. Juli gestorben, doch die Mutter stupste es weiterhin durchs Wasser. Schon vor ein paar Tagen machte die trauernde Mutter damit international Schlagzeilen. Dies verleitete ein Team von Forschern dazu, sich auf die Suche nach dem Schwertwal zu begeben.
Grieving orca highlights plight of endangered whales. https://t.co/XRWTZwtiAM pic.twitter.com/TT095nLCkP
— KLEW News (@KLEWNews) August 1, 2018
Als sie sie in der Nähe der Südlichen Gulf Islands bei British Columbia endlich entdeckten, schmiegte sie sich noch immer an den Körper ihres verstorbenen Kindes.
„Ich bin erleichtert, sie zu sehen, dass sie gesund ist und sicher schwimmt, und dass sie bei ihrer Familie ist,“ meinte Taylor Shedd von der Organisation Southwatch im Gespräch mit der Seattle Times. „Doch es ist so emotional, dass sie sich so sehr kümmert. […] Es ist körperlich und geistig schwierig für sie, es zu tragen. Es bricht einem einfach das Herz.“
Orcas haben eine besonders starke Bindung zu ihrem Nachwuchs. Dass sie auch nach ihrem Tod oft nicht sofort von toten Familienmitgliedern ablassen, ist bekannt. Jenny Atkinson zufolge, der Geschäftsführerin von The Whale Museum auf der Insel Suan Juan, handelt es sich bei Tahlequahs Geschichte jedoch um den längsten dokumentierten Fall dieser Art.
Grieving orca carries her deceased calf for 9 days in active protest of humans lack of action to help save dying species. @GeorgiaStraitBC https://t.co/s20Z2OuNWk #savethewhales pic.twitter.com/sYsFBj2jO4
— newsocietypub (@NewSocietyPub) August 1, 2018
Sorge um das Muttertier
Nun sorgen sich Tierfreunde und Forscher um die Gesundheit der trauernden Wal-Mama. „Ich bin so voller Angst um ihr Wohlbefinden,“ meint Deborah Giles, Forscherin am Zentrum für Naturschutzbiologie der Universität von Washington im Gespräch mit der Seattle Times. „Sie ist ein 20 Jahre altes Weibchen im Paarungsalter, und wir brauchen sie.“
Die Zahl der Schwertwale ist nämlich gefährlich niedrig, und nach dem Verlust des Babys wäre es für die Bevölkerung tragisch, auch seine Mutter zu verlieren. Zwar wuchs die Orca-Zahl 1995 um 48% auf 98 Tiere, doch mittlerweile ist sie auf ein 30-Jahres-Tief gefallen.
Im Juni zählte das Walforschungs-Zentrum nur noch 75 Tiere, die sich auf drei Herden verteilen. 23 Orcas gehören zu Tahlequahs Gruppe.
Experten zufolge tragen Umweltverschmutzung, Unterwasserlärm, Schiffsverkehr und der Mangel an Futter zur Gefährdung der Tiere bei. Vor allem der Futtermangel führte jüngst zu Toden bei Jungtieren und trächtigen Walen. Deshalb fordert der Gründer des Forschungszentrums, Ken Balcomb, die Anzahl ihrer natürlichen Beute – Königslachs – in den betroffenen Gewässern wieder zu erhöhen.
The larger environmental question reflected in the J35 story is that both the USA and Canada MUST redouble efforts to restore wild salmon (particularly Chinook) throughout Washington State and British Columbia for a food supply for the SRKW in this region. – Ken Balcomb pic.twitter.com/mqQy83KxSe
— Whale Research (@CWROrcas) July 27, 2018
Die Geschichte von Wal-Mama Tahlequa ist gleichermaßen rührend und bedrückend. Es ist wundervoll, dass auch in der Tierwelt eine derart starke Bindung innerhalb von Familien herrscht – doch der Überlebenskampf der Schwertwale erinnert daran, dass der Zeiger für manche Tierarten auf diesem Planeten bei kurz vor Mitternacht steht.
Ein großer Teil der Verantwortung für diese Katastrophen fällt auf uns Menschen. Teilt diesen Beitrag, wenn ihr denkt, dass wir alles dafür tun sollten, Orcas wie Tahlequa zu retten!