Schwäbisch Hall: Benjamin Wollmershäuser schreibt am 20. März schon: „Es sieht nicht gut aus“. Über 40.000 Menschen auf Facebook verfolgen zu diesem Zeitpunkt schon Jahre lang das Leben des 28-Jährigen.
Mit dem Tod muss sich jeder auseinandersetz, denn er gehört mit zum Leben dazu. Und nur die wenigsten haben die Chance vorher zu wissen, dass es so weit ist. Jeder kann für sich entscheiden, ob man sich wünschen würde es zumindest vorher zu wissen, um sich verabschieden zu können.
Nichtsdestotrotz wünscht sich niemand bereits mit 28 Jahren diese Erde zu verlassen. Doch hätte jemand Benjamin vor neun Jahren gesagt, dass er dies tun würde hätte er dies wohl doch eher positiv aufgenommen. Bereits im Alter von 20 Jahren wurde bei dem Baden-Württemberger Krebs entdeckt.
Es war der 18. Mai 2010, Benjamin Wollmershäuser bekommt die erschütternde Diagnose: Darmkrebs.
Die Ärzte konnten nicht sagen, wie lange er weiterleben würde. Sicher war eines, es würde ein harter Kampf werden. Für einen jungen Mann ist dies eine der schlimmsten Nachrichten, die er bekommen kann.
Schreiben als Ausweg
Er brauchte Ablenkung, ein Ventil. Diese fand er darin, seine Erfahrungen, Gefühle und Gedanken in einem Blog festzuhalten und mit der Außenwelt zu teilen. Cancelling Cancer – Kein Weg zu Weit nannte er seine Facebook-Seite, auf der er Texte und Bilder mit seinen Followern teilte. Mittlerweile sind es über 40.000 geworden.
Heute war ein sehr schöner Tag 😊 Mein Restless legs Syndrom ist schon 3 Wochen ruhig (ist wie ne chronisch entzündliche…
Posted by Cancelling Cancer – Kein Weg zu Weit on Sunday, January 20, 2019
Der Krankheitsverlauf hatte seine Opfer. Immer mehr Einschränkungen und Probleme trug Benjamin mit durch sein Leben.
Am 17. März 2019, beinahe neun Jahre nach seiner Diagnose, gab es dann einen großen Rückschlag. Er wacht in einer Blutlache auf, der Darm ist involviert. Benjamin selbst schreibt in seinem Blog:
Scheiße. Aufgewacht in einer Blutlache. Notaufnahme. Werte schlecht. Hab Angst. Sieht nicht gut aus…. Hab Angst .Hab euch lieb
Posted by Cancelling Cancer – Kein Weg zu Weit on Sunday, March 17, 2019
Der 28 Jahre alte Mann sollte sich zwar nochmals ein wenig erholen, doch er selbst schreibt: „Von jetzt an kann jederzeit hinten oder im Darm eine lebensbedrohliche Blutung starten…“
„Genießt das Leben“
Vier Tage später sollte es dann soweit sein. Nach knapp neun Jahren Kampf und dem stetigen Sieg über die Krankheit, einfach weil er immer und immer weitermachte, sollte Benjamin Wollmershäuser sich ein letztes Mal an seine Leser und Freunde richten.
Er schrieb in seinem Abschiedsbrief:
„OK das ist er jetzt… Der Abschiedspost. Es geht jetzt doch schneller als gedacht, was aber nicht schlimm ist. Hab viel Flüssigkeit und Blut verloren. Wir machen jetzt nix mehr, nur Flüssigkeit. Ich hab zum Glück keine Übelkeit und Schmerzen. Und wenn doch, bekommen wir die unter Kontrolle. Es ist alles gut, es ist okay. Es ist alles besprochen. 9 Jahre sind mehr als alle erwartet hätten. Es tut mir leid, ich kann die Kommentare und Nachrichten an den Blog nicht lesen. Einfach zu viel. Ich hoffe ich konnte mit meinen Blog und meinen Engagement ein bisschen was bewegen, um die Welt ein Stückchen besser zu machen.“
OK das ist er jetzt… Der Abschiedspost. Es geht jetzt doch schneller als gedacht, was aber nicht schlimm ist. Hab viel…
Posted by Cancelling Cancer – Kein Weg zu Weit on Thursday, March 21, 2019
„Es ist schwer Worte zu finden. Danke für jedes aufbauende Wort und für jedes Kommentar oder Nachricht. Danke, dass ihr mir Kraft und ein bisschen Sinn im Leben gegeben habt. Danke für Alles. Achtet auf euren Körper und hört auf Warnsignale. Aber vor allem: Genießt das Leben, denn es ist schön! Und denkt vielleicht an und zu an mich.
Benni von Cancelling Cancer – kein Weg zu weit.😊
Der Weg war immer das Ziel“
Es ist eine berührende Art und Weise, diese Gedanken und Worte zusammenzuführen. Nur sehr wenige Menschen können sich wirklich in seine Lage versetzen. Doch sein Blick war immer auf andere gerichtet, in der Hoffnung etwas zu bewegen und das Leben solange es geht so gut es geht zu leben.
„Nun ist es soweit“
Immer an seiner Seite war seine Frau Sabrina. Sie ist es auch, die sich einen Tag nach Benjamins Abschiedsbrief, über dessen Facebook-Seite, an die Freunde und Leser wendet.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag war es soweit…
„In der Nacht ist Benni, der tollste Ehemann, mein bester Freund, Seelenverwandter, mein Fels in der Brandung, mein Quatschkopf, mein Held, mein Lichtblick, ein tapferer und mutiger Kämpfer, friedlich eingeschlafen.“
Ihr Lieben,seit langem ist mir bewusst, dass ich (Sabrina) eines Tages diese Zeilen schreiben muss. Nun ist es so…
Posted by Cancelling Cancer – Kein Weg zu Weit on Friday, March 22, 2019
Auch sie weiß um die Bedeutung, der Aufmunterungen, Tipps und dem Mitgefühl, welche Benjamin über die Kommentare seiner Leser erfahren durfte. So richtete auch sie nochmals bewegende Worte in deren Richtung:
„Ich bin überwältigt, welche Spuren Benni in dieser Welt hinterlässt, wie viele Menschen er berührt hat und wie groß die Trauer und die Anteilnahme sind.
Ich möchte EUCH von ganzem Herzen danken, dass ihr Benni immer wieder Mut gemacht habt, dass ihr mit ihm diesen Blog, der ihm so am Herzen lag, lebendig gehalten habt. Danke dafür, dass ihr immer für ihn und auch für mich da wart, und dafür, dass ihr Benni auch auf diesem Weg begleitet. Kein Weg zu weit, um ihn gemeinsam zu geh´n…“
Heute war ein sehr schöner Tag 😊 Mein Restless legs Syndrom ist schon 3 Wochen ruhig (ist wie ne chronisch entzündliche…
Posted by Cancelling Cancer – Kein Weg zu Weit on Sunday, January 20, 2019
Genau wie ihr Ehemann beendet sie ihre Worte mit „der Weg war immer das Ziel…“.
Es ist eine unglaublich bewegende Geschichte eines Mannes und dem Kampf gegen eine tödliche Krankheit.
Ich möchte nicht davon sprechen, dass er diesen verloren hat. Er hat ihn gewonnen, jeden Tag, an dem er weitergelebt hatte und seinen Lesern, seiner Familie und sich selbst Hoffnung und Zuneigung gab.
Ruhe in Frieden, Benjamin.
Teile die Worte und die Gedanken von ihm, um seinem Wunsch, die Menschen zu bewegen etwas beizutragen.