
Flugzeugabstürze sind immer erschütternd – doch kaum einer ist so beklemmend wie der von Alaska Airlines Flug 261.
25 Jahre nachdem die Maschine in den Pazifischen Ozean stürzte, sorgt ein neu veröffentlichtes Cockpit-Audio für Gänsehaut.
Eine erschütternde Erinnerung
Es sollte ein Routineflug sein. Am 31. Januar 2000 startete Alaska Airlines Flug 261 vom palmengesäumten Flughafen Puerto Vallarta in Mexiko Richtung Seattle mit einem Zwischenstopp in San Francisco.
An Bord befanden sich 88 Menschen – Passagiere auf dem Heimweg, Familien im Urlaub, erfahrene Crewmitglieder, die ihren Job schon unzählige Male gemacht hatten.
Doch was ein gewöhnlicher Flug werden sollte, endete in einer unvorstellbaren Tragödie. Das Flugzeug erreichte sein Ziel nie.
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Stattdessen stürzte die Maschine vor der Küste Südkaliforniens in den Pazifischen Ozean und riss alle 88 Menschen an Bord in den Tod – 83 Passagiere, drei Kabinenbesatzungsmitglieder und beide Piloten.
Die Tragödie von Alaska Airlines Flug 261 ist nicht nur ein weiterer Eintrag in der Luftfahrtgeschichte – sie ist ein verstörendes Kapitel, das nicht verblasst. Sie mahnt eindringlich, wie ein einziges übersehenes Detail in eine Katastrophe münden kann.
Ein Arbeitstier der Luftfahrt
Um zu verstehen, was am 31. Januar 2000 geschah, reicht es nicht, sich auf den herzzerreißenden Absturz in den Pazifik zu konzentrieren. Wir müssen zurück – zu den Bauplänen, zur Mechanik, zu Entscheidungen, die lange vor dem Abheben getroffen wurden.
Bei der Maschine handelte es sich um eine McDonnell Douglas MD-83, eine Nachfahrin der DC-9. Dieses Flugzeug galt als Arbeitstier der kommerziellen Luftfahrt und wurde bereits 1965 eingeführt.
Trotz Modernisierungen waren viele entscheidende Komponenten – insbesondere im Heckbereich – unverändert geblieben. Dazu gehörte die Stellschraube (Jackscrew), die den Winkel des Höhenleitwerks justiert und so das Steigen oder Sinken des Flugzeugs ermöglicht. Sie ist essenziell, um das Flugzeug auf langen Flügen zu stabilisieren. Ohne sie wird die Maschine nahezu unkontrollierbar.
Die Stellschraube war als robust ausgelegt, und der Hersteller betonte ihre Redundanzen. Doch die Realität war komplexer. Die Mutter im System, aus weicherem Metall als die Schraube selbst, verschliss naturgemäß schneller, und regelmäßiges Schmieren war entscheidend.
Doch im Laufe der Zeit wurden Wartungsintervalle verlängert, Kontrollen aufgeschoben, und was einst Sicherheitsvorrang hatte, wurde zu einer bloßen Formalität in einem sich wandelnden Wartungsplan.
Heldenhafte Piloten
Alaska Airlines Flug 261 wurde von Kapitän Ted Thompson, 53, und Erstem Offizier Bill Tansky, 57, geflogen. Zusammen verfügten sie über mehr als 12.000 Flugstunden auf MD-80-Maschinen – eine immense Erfahrung.
Doch am 31. Januar reichte selbst ihr Können nicht aus.
Alles schien normal, bis das Flugzeug etwa 31.000 Fuß erreichte. Dann blockierte das Höhenleitwerk. Bill schaltete den Autopiloten aus und flog manuell.
Das Flugzeug wurde schwer kontrollierbar, es erforderte enorme Kraft, die Höhe zu halten. Sie gingen Checklisten durch, kontaktierten die Einsatzzentrale und erwogen sogar, Instruktoren am Boden um Rat zu bitten. Schließlich entschieden sie sich, nach Los Angeles umzuleiten. Dann kam der Moment, der alles veränderte
Letzter Akt der Tapferkeit
Während Kapitän Thompson das Problem zu lösen versuchte, betätigte er mehrere Schalter des Trimsystems. Die ohnehin verschlissene Acme-Mutter – nur noch von einem dünnen Faden gehalten – gab endgültig nach.
Das Höhenleitwerk schlug voll nach unten, und die Maschine stürzte steil nach vorn.
„Wir sind im Sturzflug“, meldete Kapitän Thompson über Funk. Dann korrigierte er: „Noch kein Sturzflug, aber wir haben die vertikale Kontrolle über unser Flugzeug verloren.“
Erster Offizier Tansky fügte düster hinzu: „Nein, haben wir nicht.“
Mit unglaublicher Kraft und Geschick gelang es ihnen, das Flugzeug aus dem ersten Sturzflug herauszuziehen. Doch die Maschine war irreparabel beschädigt. Die Stellschraube brach vollständig
In einem letzten Akt der Tapferkeit drehte Thompson das Flugzeug auf den Rücken – er flog es kopfüber, in einem verzweifelten Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen. Eine solche Manöverführung unter diesem Druck wäre für die meisten Piloten undenkbar gewesen.
Doch es reichte nicht.
Die Maschine schlug vor der Küste Südkaliforniens in den Pazifischen Ozean ein und tötete alle 88 Menschen an Bord.
Ein erschütternder Anblick
Nahegelegene Flugzeuge wurden gebeten, Flug 261 im Auge zu behalten. Ein Pilot meldete über Funk: „Es hat gerade einen riesigen, steilen Absturz begonnen.“
Ein zweiter Pilot bestätigte: „Das Flugzeug befindet sich definitiv in einer Nase-unten-Position.“
Kurze Zeit später berichteten beide das Unfassbare: Die Maschine war auf dem Wasser aufgeschlagen. Es gab keine Überlebenden.
Das fehlende Schmierfett
Als die Ermittler die Flugschreiber und die Überreste der Stellschraube bargen, war das Ergebnis entsetzlich. Die Gewinde der Acme-Mutter waren nahezu vollständig abgenutzt – abgeschert. Und noch schockierender:
Es gab kein Schmierfett. Überhaupt keins.
Jahre aufgeschobener Wartung, geänderter Verfahren und ungeprüfter Verschleiß hatten stillschweigend die Bühne für die Katastrophe bereitet.
Die Behörden schlussfolgerten:
„Die wahrscheinliche Ursache des Unfalls war ein Verlust der Steuerung über die Flugzeugnase aufgrund des Versagens der Gewinde der Acme-Mutter im Trimsystem des Höhenleitwerks während des Fluges. Das Versagen der Gewinde wurde durch übermäßigen Verschleiß verursacht, der auf unzureichende Schmierung der Stellschraubenbaugruppe durch Alaska Airlines zurückzuführen ist.“
Insgesamt wurden 24 Sicherheitsempfehlungen ausgesprochen, die an Alaska Airlines und die FAA gerichtet waren. Diese betrafen Wartungspläne, Inspektionsanforderungen und die Überwachung kritischer Systeme.
Gefallene Helden
Zu den namhaften Passagieren, die bei dem Absturz tragisch ums Leben kamen, gehören die Autorin Jean Gandesbery und ihr Ehemann Robert, die Finanz-Talkshow-Moderatorin Cynthia Oti, der Weinkolumnist Tom Stockley und seine Frau Margaret sowie Morris Thompson, ehemaliger Kommissar des Alaska Bureau of Indian Affairs, zusammen mit seiner Frau Thelma und ihrer Tochter Sheryl.
Kapitän Thompson und Erster Offizier Tansky wurden posthum mit der Goldmedaille für Heldentum der Air Line Pilots Association ausgezeichnet. Ihre außergewöhnlichen Bemühungen an diesem Tag unter unvorstellbarem Druck zeugen nachhaltig von ihrem Können, ihrem Mut und ihrer Professionalität.
Ihr letzter Flug ist mehr als eine Geschichte des Verlusts – es ist eine eindringliche Warnung davor, was passiert, wenn Sicherheit hinter Bequemlichkeit zurücksteht.
Doch es ist auch eine Geschichte von Heldenmut. Von zwei Piloten, die nicht aufgaben, und von einer Tragödie, die eine ganze Branche erschütterte – und einem Vermächtnis, das 25 Jahre später noch immer nachhallt.