Man steht morgens beim Bäcker, will sich ein Brötchen holen – und plötzlich prangt ein Schild an der Tür: „Nur Kartenzahlung möglich“. Was vor ein paar Jahren noch undenkbar war, wird in Deutschland langsam zur Realität. Immer mehr Bäckereien stellen auf bargeldloses Zahlen um oder testen es zumindest. Doch ist das wirklich die Zukunft, oder nur ein vorübergehender Trend?
Der große Test läuft
Die Entwicklung ist in vollem Gange: Die Großbäckerei Steinecke, die über 500 Filialen in Ost- und Norddeutschland betreibt, hat in mehreren Testfilialen das Bargeld komplett abgeschafft. Seit Juli 2025 können Kunden dort nur noch mit Karte, Smartphone oder einer Steinecke-Guthabenkarte zahlen – auch für ein einzelnes Brötchen.
Auch andere Betriebe ziehen nach: Die Konditorei & Bäckerei Welpinghus im nordrhein-westfälischen Borgholzhausen hat die Bargeldzahlung komplett abgeschafft. Die Inhaberin Friederike Tebbe steht zu ihrer Entscheidung – trotz Kritik in den sozialen Medien.
Nicht alle halten durch
Doch nicht überall läuft es glatt. Die Bäckereiketten Göing in Hannover und Bulle in Düsseldorf sind nach massiven Kundenprotesten eingeknickt und haben Bargeld wieder eingeführt. Die Kritik kam über E-Mails und soziale Medien – und sie zeigte Wirkung. Nach etwa einem Jahr wurde der „Test“ reumütig für beendet erklärt.
Einen anderen Weg geht die Düsseldorfer Bäckerei Hinkel: Dort können Kunden ab Mai nur noch an einer einzigen Kasse pro Filiale mit Bargeld zahlen, an allen anderen ist nur Kartenzahlung möglich.
Warum machen Bäckereien das?
Die Gründe für die Umstellung sind vielfältig. Bargeldloses Zahlen beschleunigt den Kassenvorgang erheblich, reduziert Fehler beim Wechselgeld und senkt das Diebstahlrisiko. Besonders der Hygieneaspekt spielt eine Rolle: Viele Menschen empfinden Bargeld als unhygienisch, da sich darauf Viren und Bakterien befinden können – ein Thema, das durch Corona noch verstärkt wurde.
Eine Inhaberin betont, dass durch bargeldloses Zahlen kein Anfassen der Geldscheine mehr nötig sei, es keinen Stress mehr an der Kasse gebe und mehr Transparenz herrsche. Das spare Zeit für die wirklich wichtigen Dinge: die Beratung der Kunden.
Auch wirtschaftliche Aspekte spielen eine Rolle. Eine Bundesbank-Studie zeigt, dass der Gesamtaufwand für Bargeld im Einzelhandel über 1,3 Milliarden Euro beträgt – pro Transaktion sind das etwa 0,24 Euro.
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Aber dürfen die das überhaupt?
Rechtlich gesehen: ja. Zwar sind Euro-Banknoten gesetzliches Zahlungsmittel, doch die Pflicht zur Annahme gilt nur, wenn bereits eine Geldschuld entstanden ist. Vor Vertragsschluss können Händler nach dem Prinzip der Vertragsfreiheit festlegen, dass nur bargeldlos gezahlt werden darf.
Wichtig ist, dass Kunden vor Kaufabschluss deutlich über die Zahlungsbedingungen informiert werden – üblicherweise durch Schilder an der Tür oder im Kassenbereich. Nur öffentliche Stellen sind grundsätzlich zur Annahme von Bargeld verpflichtet, private Händler nicht.
Die Kehrseite der Medaille
Nicht jeder findet den Trend gut. Das häufigste Gegenargument ist, dass gerade ältere Menschen ausgeschlossen werden, die keine EC-Karte oder alternative Zahlungsmethoden haben.
Etwa 600.000 Erwachsene in Deutschland besitzen kein Girokonto und haben somit keinen Zugang zu bargeldlosem Bezahlen – eine zwar kleine, aber nicht zu ignorierende Gruppe.
Wie geht’s weiter?
Laut Bundesbank wurden 2023 nur noch rund die Hälfte aller Bezahlvorgänge in Deutschland mit Bargeld durchgeführt – 2017 waren es noch 74 Prozent. Der Trend ist klar, doch ein kompletter Verzicht auf Bargeld scheint in deutschen Bäckereien vorerst die Ausnahme zu bleiben.
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks geht davon aus, dass Brot und Brötchen auch künftig in den allermeisten Betrieben bar bezahlt werden können. Der Grund: Der durchschnittliche Kassenbon ist bei vielen Bäckereien gering, und die Kosten für die Abwicklung des bargeldlosen Bezahlens würden den Ertrag am verkauften Produkt übersteigen.
Am Ende wird es wohl auf einen Mix hinauslaufen: Große Ketten testen das bargeldlose Modell, während kleinere Betriebe beide Optionen anbieten. Ob man das gut findet oder nicht – eines ist sicher: Die Diskussion ums liebe Bargeld ist noch lange nicht zu Ende.