Generation Z und das „Bed Rotting“ – Wenn Faulheit zum Trend wird

„Bed Rotting“ lässt sich etwa als „im Bett verrotten“ oder „Bett-Gammeln“ übersetzen – und beschreibt genau das, was der Name vermuten lässt: tagelang im Bett zu verbringen, ohne produktiv zu sein.

Die Generation Z wird oft als die faulste Generation bezeichnet – und überraschenderweise stimmen sie dem zu. Aber gerade als man dachte, sie hätten den Höhepunkt der Gleichgültigkeit erreicht, setzten sie das Internet mit einem Trend namens „Bed Rotting“ in Brand – einer faultierartigen Hingabe, die laut Gesundheitsexperten negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben könnte.

Laut einem Newsweek-Artikel von 2024 sind sich die meisten Generationen – Babyboomer, Generation X und sogar Millennials – einig, dass die Generation Z die faulste ist. Schockierend ist jedoch, dass die zwischen 1997 und 2012 Geborenen dem zustimmen. Sie versuchen gar nicht erst, dieses Bild zu korrigieren, sondern machen das Gegenteil: Sie hüllen sich in Decken und entscheiden bewusst, nicht am ständigen Leistungsdruck teilzunehmen.

Und jetzt gehen sie mit ihrer Trägheit viral – dank eines neuen Social-Media-Trends namens „Bed Rotting“.

Was ist Bed Rotting?

Falls du schon mal ein ganzes Wochenende unter der Bettdecke verbracht hast – endlos auf TikTok scrollend, Netflix-Serien schauend, Nachrichten ignorierend und jede Verantwortung vermeidend –, dann kennst du „Bed Rotting“ bereits aus eigener Erfahrung.

Die Sleep Foundation definiert Bed Rotting als einen „Selbstfürsorge-Trend, bei dem man einen ganzen Tag oder sogar ein komplettes Wochenende im Bett verbringt.“

Der Begriff wurde Ende 2023 auf TikTok geprägt und ist im Grunde eine Art digitaler Winterschlaf. Die American Academy of Sleep Medicine hat herausgefunden, dass 24% der Generation Z diesem Trend folgen, während 27% angeben, nach dem Aufwachen über eine halbe Stunde im Bett zu bleiben – einfach um den Tag nicht beginnen zu müssen.

‚Verhaltensabschaltung‘

Was wie harmlose Selbstfürsorge klingt, kann laut Experten stillschweigend die psychische Gesundheit untergraben.

Dr. Sudhir Kumar, leitender Neurologe am Apollo Hospital, warnt, dass der Trend nicht nur die Stimmung beeinflusst, sondern auch wichtige Gehirnchemikalien durcheinanderbringt: „Er senkt den Serotoninspiegel – und der ist eng mit Stimmung und Glücksempfinden verbunden.“

„Neurologisch betrachtet ist Bed Rotting eine Art Verhaltensabschaltung“, erklärt Dr. Kumar gegenüber South First. „Es zeigt, dass die normalen Motivations- und Belohnungssysteme des Gehirns langsamer werden – etwas, was wir auch bei chronischem Stress oder Depression beobachten.“

‚Symptom für etwas Tieferliegendes‘

Dr. Subhash HJ, Berater und Experte für psychische Gesundheit, bestätigt, dass übermäßige Zeit im Bett auf tiefere Probleme hinweisen kann: „Bed Rotting ist keine Krankheit an sich, aber es kann ein Symptom für etwas Tieferliegendes sein – Depression, Angststörungen oder Burnout. Wer merkt, dass er es häufig macht und sich festgefahren fühlt, sollte unbedingt professionelle Hilfe suchen.“

Aber das ist noch nicht alles. Die Sleep Foundation warnt, dass zu langes Liegen im Bett – besonders beim Scrollen oder Fernsehen – das Gehirn falsch konditioniert: Es lernt, das Bett mit Wachsein statt mit Schlaf zu verknüpfen. Die Folge können Schlaflosigkeit, schlechte Schlafqualität und langfristige Schlafstörungen sein.

Soziale Isolation als Hauptproblem

Die dunkle Seite des Bed Rotting liegt nicht nur beim Schlaf – sondern darin, was dabei auf der Strecke bleibt.

Wer längere Zeit im Bett verbringt, verzichtet auf soziale Kontakte, Bewegung und Sonnenlicht – alles Dinge, die für psychische und körperliche Gesundheit unerlässlich sind. Längere Inaktivität führt zur sogenannten Dekonditionierung: Muskelkraft und Ausdauer schwinden. Das kennt man normalerweise von Krankheit oder Krankenhausaufenthalten, aber es passiert auch bei dauerhafter Bewegungslosigkeit.

Besonders problematisch ist die soziale Isolation. Je mehr Zeit Menschen allein im Bett verbringen, desto weniger verbunden fühlen sie sich mit anderen. Studien zeigen immer wieder: Soziale Verbindungen sind entscheidend für die psychische Gesundheit. Ohne sie verstärken sich Depressionen und Angststörungen.

Hat Bed Rotting auch Vorteile?

Einige Experten für psychische Gesundheit argumentieren durchaus, dass Bed Rotting Menschen dabei hilft, innezuhalten, durchzuatmen und den endlosen Anforderungen des modernen Lebens zu entfliehen. Für alle, die unter Burnout oder chronischem Stress leiden, kann ein Tag zum Ausruhen unglaublich heilsam sein. Außerdem bietet es die Chance, Schlaf nachzuholen – besonders wichtig bei unregelmäßigen Arbeitszeiten.

„In kleinen Dosen kann es den Körper beruhigen und Stress sowie Erschöpfung lindern“, erklärt die New Yorker Psychologin Courtney DeAngelis gegenüber Health.

Dr. Nicole Hollingshead vom Ohio State University Wexner Medical Center sieht es ähnlich: Das Herumliegen im Bett sei als Selbstfürsorge umgedeutet worden, was Menschen „die Erlaubnis gibt, faul zu sein, ohne sich schuldig zu fühlen.“

Allerdings warnt DeAngelis auch: Die positiven Effekte verschwinden, wenn Bed Rotting zur Gewohnheit wird. „Weniger ist mehr beim Bed Rotting – Maßhalten ist entscheidend. Im Übermaß bewirkt es das Gegenteil: Es verstärkt Müdigkeit und verschlimmert psychische Probleme.“

Fazit

Dass die Generation Z Bed Rotting umarmt, ist nicht nur Faulheit – es ist die Suche nach Zuflucht in einer Welt, die erschöpfend wirkt. Aber falls du dich jedes Wochenende tiefer in deine Decken vergräbst, solltest du dir eine wichtige Frage stellen: „Tanke ich Energie auf… oder verrottet ich nur?“

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