Mannheim/Baden-Württemberg: Der Fall Justin beschäftigte bereits vor einigen Monaten das Gericht und wie immer bei Fällen in denen Pflegeeltern eines ihrer aufgenommenen Kinder misshandelt kam auch dieses Mal erneut die Diskussion auf, wie potentielle Pflegeeltern für ihre Eignung geprüft werden.
Gibt es keine Methoden, noch besser einschätzen zu können ob sich Paare dafür eignen, ein zunächst fremdes Kind bei sich aufnehmen zu dürfen? Wie konnte Justin nicht besser geschützt werden?
Es war der 1. Juni 2017, als sein Pflegevater dem Dreijährigen mit der flachen Hand auf sein Gesäß schlug. Fortan folgte tägliche Misshandlung und Gewalt von der Pflegemutter gegenüber Justin.
Neun Monate lief der Horror, ehe der kleine Junge schwer verletzt in ein Krankenhaus kam. Im vergangenen Jahr kam dann die Verurteilung der Pflegeeltern, beide bekamen Haftstrafen, aber beide forderten nun Strafmilderung.
Und beide bekamen nun vom Landgericht Mannheim Recht.
Gericht mildert Strafen der Pflegeeltern
Mitte 2018 wurde der kleine Justin vollkommen unterernährt mit mehreren Brüchen in der Hand und einem Schlüsselbeinbruch, sowie einer Platzwunde und einer Prellung der Leber in ein Krankenhaus eingeliefert.
Neun Monate lang wurde er vor allem von seiner Pflegemutter misshandelt, vor den Augen des Pflegevaters stellte sie ihn unter die kalte Dusche, schlug ihn mit den Fäusten und zerquetschte seine Hände so sehr, dass der Mittelhandknochen brach.
Neben Angriffen mit dem Kochlöffel wurde der kleine Junge auch noch oft ohne Essen ins Bett geschickt.
Im vergangenen Jahr wurden Justins Pflegeeltern dann zu Haftstrafen wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Misshandlung Schutzbefohlener verurteilt. Für den Mann kamen drei Jahre im Gefängnis heraus, seine Frau wurde für elf Monate länger verurteilt.
Vor dem Landgericht Mannheim beantragten die beiden ehemaligen Pflegeeltern von Justin laut Bild nun eine Strafminderung, der stattgegeben wurde.
Als Pflegeeltern „krachend gescheitert“
Vor dem Gericht kämpfte das Paar für eine Verkürzung ihrer jeweiligen Haftstrafen. Doch lang scheint der Kampf nicht gedauert zu haben, da bereits am zweiten Verhandlungstag eine Strafminderung durchkam.
Das Gericht mildert die Strafen der Pflegeeltern auf jeweils zwei Jahre und zwei Wochen. Für den Mann wurde die Strafe nun auf Bewährung ausgesetzt, da er nur passiv bei der Misshandlung involviert gewesen sei.
Die Pflegemutter von Justin wurde wieder in Haft gebracht, nachdem das Gericht konstatierte, dass sie als Pflegeeltern „krachend gescheitert“ seien.
Die Milderung der Strafen sei damit begründet, dass sie den kleinen Jungen zwar misshandelt hatten, aber auch einen großen Beitrag in der Aufklärung all dieser Taten geleistet hätten.
Es bleibt abzuwarten, ob nun das letzte Urteil im Fall des misshandelten Justin gesprochen wurde.
Wir hoffen, dass der Junge ein glückliches und sorgenfreies Leben in einer liebevollen Familie führen kann.