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300 bedrohte Schildkröten verheddern sich in illegalem „Geisternetz“ – und sterben qualvoll

Vor der Küste  Oaxacas in Mexiko haben die Behörden die Leichen von mehr als 300 Pazifischen Bastardschildkröten entdeckt.

Körper an Körper schwammen die leblosen Überreste an der Wasseroberfläche. Die Panzer der Tiere waren aufgrund der Sonneneinstrahlung aufgesprungen.

Noch ist unklar, wie genau die Reptilien ums Leben gekommen sind, berichtet Unilad. Doch viele der Tiere hatten Verletzungen, die auf Fischernetze und -haken zurückzuführen sind.

Erst wenige Tage zuvor waren 113 Schildkröten an die Küste Mexikos geschwemmt worden, berichtet National Geographic.

Immer wieder kommt es im Meer zu Problemen mit verlorenen und zurückgelassenen Fischernetzen. Erst im August berichteten wir über ein Buckelwalkalb, dessen Schwanzflosse einem solchen Netz zum Opfer gefallen war.

Tödliche Geisternetze

Der Marinebiologe Bryan Wallace schätzt, dass die Schildkröten in Oaxaca einem sogenannten „Geisternetz“ begegnet waren. Bei Geisternetzen handelt es sich um Fischerei-Werkzeug, das vom Besitzer verloren und aus irgendeinem Grund nicht wieder eingesammelt wurde.

Verheddern sich kleine Meeresbewohner in den Netzen, locken sie oft größere Raubtiere an, die ebenfalls stecken bleiben.

Das Netz, das den mehr als 300 Schildkröten zum Verhängnis wurde, muss das Meer ihren Schätzungen zufolge schon lange unsicher gemacht haben. Dafür spricht die fortgeschrittene Verwesung vieler der Tiere.

In Mexiko gilt die Pazifische Bastardschildkröte, deren Bevölkerungszahl nach und nach schrumpft, als gefährdete Tierart. Die getöteten Schildkröten könnten sich auf dem Weg zur Paarung am Strand befunden haben, schätzt Wallace.

Spezies weiterhin stabil

Zwar schrillten nach Vorfällen wie diesem die Alarmglocken, doch wegen erfolgreicher Initiativen zur Arterhaltung ist dieses Massensterben kein Todesurteil für die gesamte Art.

„Die Pazifische Bastardschildkröte ist die am reichlichsten vorhandene Spezies in der Region,“ so Wallace. „Zahlenmäßig wird dies also keinen Kollaps bedeuten.“

Die Behörden in Mexiko untersuchen nun den Vorfall. Wallace fordert Tierfreunde auf, davon abzusehen, die Schuld sofort auf die örtlichen Fischer zu schieben:

„Das ist eine sehr komplizierte Angelegenheit und es gibt viele Gemeinden, vor allem in Mexiko, die ihr Bestes geben und versuchen, noch mehr zu tun, und sie leben ohnehin schon unter sehr schwierigen Umständen.“

Hoffentlich können Tragödien wie diese durch bessere Aufklärung über die Gefahr von „Geisternetzen“ künftig verhindert werden.