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Hamburg: Klinik feuert Pflegerin – soll Überstunden als Betriebsrätin außerhalb der Arbeit gemacht haben

In Zeiten der Corona-Pandemie wird abermals deutlich, wie wichtig der Beruf der Pflegerin bzw. des Pflegers für die Gesellschaft und natürlich die Patienten ist.

Gleichzeitig wird aber dennoch nahezu durchgehend Personal gesucht, das diesen wichtigen Job ausübt und sich tagtäglich diesem Stress aussetzt.

Umso unverständlicher ist daher der folgende Fall, der sich in Hamburg ereignete und über den der Focus berichtete.

Dort hat nämlich die ATOS Klinik Fleetinsel eine ihrer Pflegerinnen gekündigt und man wirft ihr vor, Arbeitszeitbetrug begangen zu haben. Laut der Klinik heißt das, dass die Frau ihre Tätigkeit als Mitglied des Betriebsrats der Einrichtung außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit ausgeübt haben soll.

„Vorwurf aus der Luft gegriffen“

Die Spezialklinik, die sich in der Hamburger Innenstadt befindet, gibt an, dass es eine „arbeitsrechtliche Auseinandersetzung“ sei.

Für das Hamburger Bündnis für mehr Personal in Krankenhäusern, das sich für die Rechte von Pflegekräften einsetzt, beleuchtet den Fall genauer.

Das Bündnis erklärt, dass es sich um Arbeitszeitbetrug handeln solle, weil die Pflegerin Anja C. ihre Tätigkeit im Betriebsrat der ATOS Klinik außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit ausgeübt habe.

Die Zeiten, die sie teilweise im Homeoffice gearbeitet habe, hatte sie auch für den Arbeitgeber dokumentiert.

Für Axel Hopfmann, Sprecher des Bündnisses, ist der Fall daher klar:

„Der Vorwurf ist völlig aus der Luft gegriffen.“

Und daher sorgt er auch für Empörung. Um ihre Solidarität gegenüber der Pflegerin zu zeigen, versammelten sich am Mittwoch etwa 100 Menschen vor der Klinik an der Fleetinsel.

„Das ist ein ganz klarer Einschüchterungsversuch“, beschreibt Hopfmann die ausgesprochene Kündigung.

Diese Kritik wies die Klinik unterdessen von sich. Nach eigenen Angaben seien die „unseriösen und unsachlichen Anschuldigungen“, so heißt es, „überzogen und unangemessen“.

Fall wird vor Arbeitsgericht verhandelt

Unterstützung erhält das Bündnis von der Fraktion der Linken in Elmsbüttel, die der Klinik ebenfalls vorwirft, mit der Kündigung den Betriebsrat schwächen zu wollen.

Es ist bereits der zweite Fall in Hamburg, bei dem ein Krankenhausunternehmen einem Mitgleid des Betriebsrats die Kündigung ausspricht.

Im vergangenen Dezember kündigte die Asklepios-Klinik St. Georg die Pflegerin Romana Knezevic, weil sie sich in einem Interview kritisch über die Zustände im Krankenhaus geäußert hatte.

Erst nach lautstarken Protesten zog Asklepios die Kündigung doch noch zurück.

Im aktuellen Fall ist noch nicht klar, ob die ATOS Klinik die Kündigung wieder zurückzieht. Am kommenden Freitag wird sich das Arbeitsgericht damit auseinandersetzen und es ist geplant, dass es auch dort Solidaritäts-Bekundungen geben soll.

Hopfmann betonte infolgedessen, dass man sich auf keinen Fall von der Klinikleitung einschüchtern lasse.

Wer Recht und Unrecht hat, wird also nun das Arbeitsgericht entscheiden.

Die betroffene Pflegerin kann sich zumindest sicher sein, dass sie Unterstützung erhält und nicht alleine um ihren Job kämpfen muss.