Quelle: Marcel Stawinoga/Der Zoolotse via Zoo Dortmund

Dortmunder Zoo trauert: Nashorn-Baby Willi (†1) musste unerwartet eingeschläfert werden

Dortmund/Nordrhein-Westfalen: Zoos und Tierparks sind immer wieder im Fokus des Zorns von Tierschützern, da dort wilde Tiere in Gefangenschaft leben.

Dabei darf nicht unterschätzt werden, dass diese Einrichtungen nicht nur meistens von einfühlsamen und mitfühlenden Tierpflegekräften getragen werden, sondern auch in Fällen von vom Aussterben bedrohten Tierarten auch eine große Rolle bei deren Arterhaltung spielen.

So war es für den Zoo Dortmund und besonders für die Pflegerinnen und Pfleger der Breitmaulnashörner eine riesige Freude als der kleine Willi Anfang des vergangenen Jahres geboren wurde.

Über ein Jahr lang war Willi eine Freude und sorgte im ganzen Zoo für Begeisterung. Nun musste das Nashorn-Baby urplötzlich und vollkommen unerwartet eingeschläfert werden, um ihn vor lebensbedrohlichen Schmerzen zu befreien.

Der Dortmunder Zoo trauert um einen seiner Sonnenscheine.

Nashorn-Baby Willi musste eingeschläfert werden

Breitmaulnashörner zählen zu den seltensten Nashornarten und gibt es derzeit nur noch in freier Wildbahn in kleinen Populationen in Afrika.

Umso größer war die Freude im Dortmunder Zoo als am 8. Januar 2020 der kleine Willi geboren wurde.

Die letzten 14 Monate war das kleine Nashorn eine Freude für alle Tierpflegekräfte, BesucherInnen und Nashörner, die mit ihm im Gehege lebten.

Erst vor zwei Tagen teilte der Dortmunder Zoo ein Video des quietschlebendigen Willi, wie er munter durch das Gehege streift und von seiner Mutter Shakina nach langem Gequengel endlich gesäugt wurde.

Willi quengelt und wimmert, bis seine Mutter Shakina ihn Milch trinken lässt

Willi quengelt und wimmert, bis seine Mutter Shakina ihn Milch trinken lässtAls die Nashörner sich gegen Mittag für eine kleine Mittagspause ins Nashorn-Haus zurückgezogen hatten, welches sie je nach Wetter nach Belieben betreten und wieder verlassen können, wollte Nashorn-Jungtier Willi unbedingt ein wenig Milch bei seiner Mutter trinken und quengelte und wimmerte, wie im beigefügten Video-Zusammenschnitt zu hören, so lange herum, bis seine Mutter Shakina sich auf die Seite legte, und Willi Milch trinken ließ.Beim Milchtrinken steht Willi mit seinen 14 Monaten mittlerweile vor dem Problem, dass er aufgrund seiner Größe nicht mehr im Stehen an das Euter seiner Mutter gelangen kann, sondern dort nur noch trinken kann, wenn diese sich seitlich hinlegt. Ein heranwachsendes Breitmaulnashorn wird in einem Alter von 14 bis 16 Monaten entwöhnt. Manchmal werden Nashornkälber aber auch bis zu einem Alter von zwei Jahren gesäugt und Willi holt sich gerne noch regelmäßig einen ordentlichen Schluck Milch bei seiner Mutter ab, die bisher, wenn der junge Bulle genug nervt, Willis Drängen und Betteln auch immer noch nachgegeben hat.Diese quengelnden und wimmernden Rufe von Willi werden in der Literatur übrigens als Jammerlaut (Whine) beschrieben. Der Ruf ist entweder einsilbig oder wird in längeren Sequenzen geäußert und drückt eine Form von Unzufriedenheit aus, wie in diesem Beispiel Hunger. Der Laut wird aber auch geäußert, um die Mutter zu rufen, wenn das Jungtier diese nicht mehr sieht. Willi ruft so laut jammernd zum Beispiel auch Shakina, wenn sie bei eher nasskaltem Wetter mal eine Runde über die Außenanlage dreht und Willi im Durchgang stehen bleibt, da er dann nicht raus möchte.Bei erwachsenen Breitmaulnashörner sind, je nach Autor, bis zu elf verschiedene Lautäußerungen beschrieben, über die die Nashörner miteinander kommunizieren. Über die Lautäußerungen von Nashornkälbern ist hingegen eher wenig bekannt. Im Rahmen einer 2018 veröffentlichten Studie untersuchte daher ein Autorenteam der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover um die Erstautorin Sabrina Linn, unter anderem in unserem Zoo bei Shakinas erstem Jungtier Abebi (die mittlerweile im GaiaZOO in den Niederlanden lebt) die Kommunikation junger Breitmaulnashörner. Dabei beschrieben die Autoren vier verschiedene Lautäußerungen.Neben dem oben beschriebenen und im Video zu hörenden Jammerlaut (Whine) geben die jungen Nashörner noch ein Keuchen (Pant), Drohen (Threat) und Schnauben (Snort) von sich, welche aber im Gegensatz zum Jammerlaut auch von erwachsenen Breitmaulnashörner geäußert werden. Das Keuchen scheint eine Art Begrüßungslaut zu sein, den Breitmaulnashörner äußern, wenn sie sich Gruppenmitglieder annähern. Das Drohen richtet sich an andere Nashörner, andere Tiere oder Menschen, um diese auf Distanz zu halten, während das Schnauben nicht eindeutig einem Verhalten zugeordnet werden kann, und möglicherweise gar keine Kommunikationsform ist, sondern lediglich entsteht, wenn die Nashörner ihre Nasenlöcher von Gras, Heu, Stroh oder Insekten befreien.Vielen Dank an unsere Tierpflegerin Meriam Pietsch für diese interessanten Videoaufnahmen!#Zoo #Dortmund #Willi #Nashorn #Jungtier #Kalb #Breitmaulnashorn #Kommunikation #Laute #ZooDortmundVideo: Meriam PietschVideoschnitt und Text: Marcel Stawinoga/ Der ZoolotseQuelle/Nashornlaute: www.laborjournal.de

Posted by Zoo Dortmund on Sunday, March 21, 2021

Doch am Dienstagnachmittag sollte sich der Zustand von Willi völlig überraschend und rasant ändern. Laut Angaben des Zoos und der Stadt Dortmund bekam er kolikartige Bauchschmerzen, die sich zu einer lebensbedrohlichen Situation entwickelten.

Schweren Herzens musste der kleine Nashornbulle von seinen Schmerzen erlöst und eingeschläfert werden.

„Wir haben eine sehr traurige Nachricht zu verkünden, die uns alle sehr hart und völlig unerwartet getroffen hat und uns noch immer fassungslos zurücklässt. In der letzten Nacht ist Nashorn-Jungtier Willi gestorben.

Das junge Breitmaulnashorn, das am 8. Januar 2020 in unserem Zoo zur Welt kam und in den vergangenen knapp 14 Monaten so viele Menschen mit seiner stürmischen und neugierigen Art begeisterte, erkrankte überraschend am Nachmittag des 22. März mit kolikartigen Bauchschmerzen, in deren Verlauf sich sehr schnell eine lebensbedrohliche Situation einstellte.

In einer unmittelbar erfolgenden Diagnostik- und Behandlungsphase wurde Willi bis tief in die Nacht zum 23. März tierärztlich intensiv behandelt und durchgehend von seinen vertrauten Tierpflegern betreut. Im Lauf der späten Nacht zeichnete sich jedoch ab, dass das junge Breitmaulnashorn den Kampf um sein Leben verlieren würde“, schrieb der Zoo auf seiner Facebook-Seite.

Schließlich mussten die Tierärzte entscheiden, dass Willi eingeschläfert werden muss. Nach dem langen Kampf bis spät zum nächsten Morgen bekamen Willis Mutter Shakina und die Nashorndamen Jasira und Natala die Möglichkeit, sich zu verabschieden.

Auch die vertrauten Pfleger von Willi mussten sich schweren Herzens von ihm verabschieden, ehe er eingeschläfert wurde.

Nashorn-Jungtier Willi ist gestorbenWir haben eine sehr traurige Nachricht zu verkünden, die uns alle sehr hart und…

Posted by Zoo Dortmund on Tuesday, March 23, 2021

Eine pathologische Untersuchung wird nun herausfinden, was die Ursache hinter der unerwarteten und schweren Kolik war.

Der Dortmunder Zoo trauert um einen seiner liebsten Bewohner.

Unser Mitgefühl und Beileid gelten den Tierpflegekräften und allen, die sich stets um das Wohl des kleinen Willi gekümmert haben.